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Abschmelzende Gletscher in Grönland.

© Eric Rignot

Auswirkung der Erderwärmung: Grönlands Eisschmelze beschleunigt sich massiv

Forscher haben besonders genau ausgewertet, wie sich seit 1972 die Gletscher in Grönland verändert haben. Ab dem Jahr 2000 legte die Schmelze stark zu.

Der Eisverlust in Grönland nimmt stark zu: Seit den 1980er Jahren hat er sich laut einem internationalen Forscherteam, das Daten von 1972 bis 2018 analysierte, versechsfacht. Demnach legte die Eismasse auf der Insel noch in den 1970er Jahren zu. Doch seit 2010 verlor der Eisschild im Mittel rund 290 Milliarden Tonnen (Gigatonnen) pro Jahr. Das Team um Eric Rignot von der University of California in Irvine präsentiert diese Ergebnisse jetzt im Fachmagazin "PNAS“.

Der Grönländische Eisschild ist nach dem Antarktischen Eisschild die zweitgrößte Eismasse der Erde. Das Team um Rignot und seinen Kollegen Jérémie Mouginot untersuchte nun die Entwicklung seit 1972 über 46 Jahre. Dafür kombinierten sie für 260 Gletscherregionen unter anderem Messungen zu Eisdicke, Masse und Fließgeschwindigkeit. Die Studie dehne die bisher untersuchte Zeitspanne um 20 bis 30 Jahre aus und verbessere zudem die Qualität der Bilanz deutlich, betonen die Autoren.

Meeresspiegel stieg seit 1972 um 13,7 Millimeter

Die Daten zeigen, dass die Eismasse im ersten Jahrzehnt von 1972 bis 1980 im Mittel um 47 Gigatonnen pro Jahr stieg. Danach drehte die Bilanz: Von 1980 bis 1990 lag der jährliche Eisverlust bei 51 Gigatonnen. Im Folgejahrzehnt, 1990 bis 2000, fiel der Jahresverlust mit 41 Gigatonnen etwas geringer aus, bevor er massiv zulegte: auf 187 Gigatonnen pro Jahr zwischen 2000 und 2010. Von 2010 bis 2018 waren es sogar 286 Gigatonnen pro Jahr.

Der Eisverlust ist damit größer als in der Antarktis. Zum Vergleich: Der Bodensee enthält knapp 50 Gigatonnen Wasser.

Insgesamt entspreche die Entwicklung seit 1972 einem Anstieg des Meeresspiegels um 13,7 Millimeter. Etwa die Hälfte davon entfalle auf die vergangenen acht Jahre. Von 1972 bis 1990 sei die Bilanz ausgeglichen gewesen. Allerdings ist die Entwicklung bei einzelnen Gletscherregionen sehr unterschiedlich: So verloren etwa die Gebiete Jakobshavn Isbrae, Steenstrup-Dietrichson und Humboldt besonders viel Eis, während andere an Masse zulegten oder fast konstant blieben. „Dieses Resultat veranschaulicht, wie riskant es ist, den Eisverlust anhand des Trends von wenigen Gletschern hochzurechnen“, mahnen die Forscher.

Letztlich hängt die Entwicklung der Gletscher von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen neben etwa dem Abschmelzen des Eises auch insbesondere die Gletscherdynamik wie die Fließgeschwindigkeit.

Ein Team um Rignot hatte erst im Januar in einer ähnlichen Studie im gleichen Magazin den Eisverlust in der Antarktis berechnet. Demnach verlor diese Region in den Jahren von 2009 bis 2017 etwa 252 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr. (Walter Willems, dpa)

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