
© IMAGO/Volker Hohlfeld
Jugend ist entfremdet von der Natur: Berliner Teenager erkennen besonders wenige Arten
Junge Menschen können auf Bildern auch häufige einheimische Arten nicht identifizieren. Darunter leidet auch die Bereitschaft, sich für Natur einzusetzen, stellen die Studienautoren fest.
Stand:
Dass „Zitronenfalter“ keine Berufsbezeichnung ist, sollten die meisten wissen. Den quietschgelben Schmetterling erkannte fast die Hälfte der Teilnehmer einer Studie der Technischen Universität Berlin trotzdem nicht. Diese zeigte auch: Je jünger die Befragten waren, desto weniger wussten sie über die Natur.
Unter den untersuchten 600 Personen waren etwa 250 Jugendliche aus Berlin im Alter zwischen 15 und 17 Jahren. Sie erkannten auf einem Fragebogen mit zwölf Bildern die wenigsten Tiere und Pflanzen. Die Organismengruppen waren zudem unterschiedlich gut bekannt: Schmetterlinge weniger als Vögel, und Vögel weniger als Pflanzen. Die Studie erschien nun im Fachblatt „Ambio“.
Mithilfe weiterer Fragen stellten die Forschenden fest, dass mit einer höheren Artenkenntnis auch eine stärkere Naturverbundenheit einhergeht. Und wer sich emotional und in seiner Wahrnehmung eine Beziehung zur Natur hat, der ist wiederum eher dazu bereit, sich für die Belange der Umwelt einzusetzen. Das ist wichtig, weil die Natur die Grundlage für die Existenz der Menschheit liefert.
„Es lohnt sich also, die Artenkenntnis und Naturverbundenheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu fördern“, wird die Studienleiterin Tanja Straka in einer Mitteilung der TU zitiert. Ältere sollten ihr Wissen an die folgenden Generationen weitergeben, womit sie ein als „Generationenamnesie“ bezeichnete Phänomen bekämpfen könnten. Damit ist der zunehmende Verlust an Naturkenntnissen in den jüngeren Bevölkerungsgruppen gemeint.
Große altersabhängige Unterschiede
Die Erwachsenen über 30 Jahren als älteste Testgruppe schnitt zwar am besten ab, glänzte aber nicht durchgehend mit Detailkenntnis. Den häufigen Schmetterling „Kleiner Fuchs“ mit seinen bunt gefleckten Flügeln erkannten auf einem Bild nur 22 Prozent, von den Jugendlichen aber gerade einmal drei Prozent.

© imago/Panthermedia/Volkmar Brockhaus
Die Elster ist laut, schillernd schwarz-weiß gefiedert, recht groß und fällt in der Stadt eigentlich auf, wurde aber nur von 29 Prozent der Jüngsten identifiziert. Von den älteren Erwachsenen erkannten ihn 61 Prozent wieder, also mehr als doppelt so viele.
Wie häufig die Befragten Parks oder andere Grünflächen besuchten, hat auf die Einsatzbereitschaft und die Naturverbundenheit übrigens keinen nennenswerten Effekt. Die Forschenden fordern daher, dass Naturwissen verstärkt bei Kindern und Jugendlichen – vom Kindergarten bis ins Studierendenalter – vermittelt werden müssen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: