
© dpa/Tubagus Aditya Irawan
Billionenschäden für die Weltwirtschaft: Klimawandel führt zu massiven Einkommensverlusten
Die Weltwirtschaft muss wegen des Klimawandels mit Einkommensverlusten rechnen. Die gehen einer Studie zufolge weit über die Kosten für den Klimaschutz hinaus.
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(Update: Bitte beachten Sie den Korrekturhinweis unten.) Selbst wenn der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen ab sofort drastisch reduziert würde, müsste die Weltwirtschaft aufgrund des Klimawandels bis 2050 mit einem Einkommensverlust von 19 Prozent rechnen (nach Korrektur: 17 Prozent).
Das ergab eine jetzt in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte Studie. Diese Schäden sind sechsmal höher als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad gegenüber vorindustrieller Zeit, wie es mit dem Pariser Klimabkommen vereinbart wurde.
„Diese Schäden resultieren hauptsächlich aus dem Temperaturanstieg, aber auch aus Veränderungen bei den Niederschlägen und der Temperaturvariabilität“, sagt Autor Maximilian Kotz vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Wetterextreme wie Stürme oder Waldbrände könnten die Kosten noch weiter erhöhen.
Die Berechnungen basieren auf Daten aus mehr als 1600 Regionen der letzten 40 Jahre, die die Forschenden mit Simulationen von Klimamodellen kombiniert haben, um zukünftige Auswirkungen veränderter klimatischer Bedingungen auf das Wirtschaftswachstum abzuschätzen.
Für die meisten Regionen, darunter Nordamerika und Europa, werden hohe Einkommensverluste prognostiziert. Südasien und Afrika sind am stärksten betroffen. Ursache der wirtschaftlichen Einbußen sind Wirkungen des Klimawandels etwa auf landwirtschaftliche Erträge, Arbeitsproduktivität oder Infrastruktur. Insgesamt schätzen die Forschenden die jährlichen Schäden im Jahr 2050 auf weltweit rund 38 Billionen US-Dollar.
Um die Schäden zu begrenzen, sind mehr Anpassungsmaßnahmen erforderlich, sagen die Autoren. Zusätzlich müsste der Ausstoß von Treibhausgasen drastisch reduziert werden, damit die wirtschaftlichen Verluste in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nicht noch höher ausfallen.
Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten sie im globalen Durchschnitt bis zu 60 Prozent erreichen. „Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun“, resümiert die leitende Forscherin Leonie Wenz vom PIK.
Korrekturhinweis: Das Autorenteam hat die diesem Artikel zugrunde liegende Veröffentlichung in „Nature“ zurückgezogen. Im August veröffentlichten die in den USA forschenden Tom Bearpark, Dylan Hogan und Solomon Hsiang einen Beitrag in „Nature“, in dem sie auf Fehler in den verwendeten Wirtschaftsdaten (Usbekistan 1995 bis 1999) hinwiesen. Außerdem beanstandeten sie, dass Unsicherheiten zu gering angesetzt waren. Darauf wies auch Christof Schötz von der Technischen Universität München in einer weiteren „Nature“-Veröffentlichung, ebenfalls im August, hin.
Entsprechende Korrekturen ergaben von der ursprünglichen Veröffentlichung abweichende Werte der geschätzten Klimaschäden bis zur Mitte des Jahrhunderts. Das Autorenteam schätzt die globalen Einkommensverluste nun auf 17 Prozent (zuvor 19 Prozent). Die Unsicherheitsspanne liegt zwischen sechs und 31 Prozent (zuvor 11 bis 29 Prozent). Zudem wird durch die Korrekturen die Wahrscheinlichkeit verringert, mit der die Schäden bei unterschiedlich hohem Treibhausgas-Ausstoß voneinander abweichen: von 99 Prozent auf 90 Prozent.
Auch die überarbeitete Analyse zeigt, dass die wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel größer sind als die Kosten für Klimaschutz. Die Autoren sehen die notwendigen Korrekturen jedoch als so umfangreich an, dass sie den Artikel zurückziehen. Eine korrigierte Version, die aber noch nicht unabhängig begutachtet wurde, ist seit August zugänglich. Die Autoren beabsichtigen, sie zur Begutachtung einzureichen.
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