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Fliegende Spaghetti-Monster und Gespenster-Krake: Tiefsee-Oase mit neuen Arten entdeckt
Riesige Gebirgszüge durchziehen die Ozeane – Heimstätten für bizarre Unterwasserwesen. Einem Forscherteam sind nun Aufnahmen bislang unbekannter Arten gelungen.
Stand:
Das Meer erscheint eben, tatsächlich aber ragen unter der Oberfläche gewaltige Gebirgszüge steil auf. Hier sammeln sich oft Nährstoffe, sodass sich in den Ozeanen Oasen bilden, Heimstatt für mitunter bizarre Kreaturen. Die Welt der Tiefsee ist noch wenig erforscht und bietet immer wieder Überraschungen.
So auch, als ein Team von Ozeanografen einen Gebirgszug im Pazifik südlich von Chile erkundete. Sie entdeckten einen zuvor nicht bekannten Berg, der mit rund 3100 Metern höher ist als die Zugspitze. Mit einem Unterwasser-Roboter stießen sie zudem auf ein reiches Ökosystem, mit möglicherweise 20 vormals unbekannten Arten.

© ROV SuBastian / Schmidt Ocean Institute
So gelangen Kameraaufnahmen eines lebenden Promachoteuthis-Tintenfisches, einer Gattung, die bisher nur anhand toter Exemplare in Netzen beschrieben wurde. Sie ist so selten, dass nur drei Arten auf der Grundlage einiger weniger gesammelter Exemplare bekannt sind, von denen einige aus den späten 1800er Jahren stammen.

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In 4443 Metern Tiefe stieß der Unterwasser-Roboter auf einen Casper-Kraken, benannt nach dem kleinen Filmgespenst. Die Art wurde noch nie gesammelt und hat daher noch keinen wissenschaftlichen Namen. Es ist das erste Mal, dass sie im südlichen Pazifik gesichtet wurde.

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Der Roboter stieß in der Tiefe auch auf ein weißes Gebilde mit Tentakeln – es ist eine Art aus der Gruppe der Staatsquallen – Bathyphysa-Siphonophoren – die bei ihrer Entdeckung im Jahr 2015 den Spitznamen „Fliegende Spaghetti-Monster“ (siehe oben) bekam.
Die Ozeanografen unter der Leitung des kalifornischen Schmidt Ocean Institut waren mit dem Forschungsschiff Falkor auf eine 28-tägige Fahrt aufgebrochen, um einen Teil des sogenannten Chile-Rückens zu erkunden. Es handelt sich um einen Tiefsee-Gebirgszug entlang der Naht zweier auseinanderstrebender Platten der Erdkruste.
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In rund 1500 Kilometer Entfernung von der Küste Chiles entdeckten sie dabei den zuvor unbekannten Berg. Er hat noch keinen Namen und wird vorläufig T06 benannt. Mithilfe eines Sonars kartografierten sie T06 – bislang ist nur ein Viertel der Ozeane in dieser Genauigkeit erfasst.
Grinsende Seekröte
Mit dem Unterwasser-Roboter erkundeten sie ein Areal von 800 Quadratmetern von T06 und fanden ein reiches Ökosystem aus Tiefseekorallen mit einer Vielzahl von Organismen wie Felsenfischen, Schlangensternen und Königskrabben.

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Auch Bilder skurril aussehender Seekröten (Chaunacops) entstanden dort. An den Seebergen des südöstlichen Pazifiks gebe es eine bemerkenswerte Vielfalt von Arten, die bisher nirgendwo sonst gefunden worden seien, hieß es zu den Entdeckungen.
Vielfältiges Leben

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© Misha Vallejo Prut / Schmidt Ocean Institute

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Vor den Expeditionen des Schmidt Ocean Institute in diesem Jahr waren 1.019 Arten in diesem Teil des Pazifiks bekannt. Inzwischen sind es mehr als 1.300, Tendenz steigend. Die Aufzeichnungen werden an „Ocean Census“ weitergeleitet, eine internationale Allianz, um die Entdeckung und den Schutz des Lebens im Meer zu beschleunigen.
„Die Seeberge des Südostpazifiks beherbergen eine bemerkenswerte biologische Vielfalt mit Arten, die bisher nirgendwo sonst gefunden wurden“, sagte Alex David Rogers, wissenschaftlicher Direktor von Ocean Census. Schon bei zwei vorangegangenen Expeditionen im Januar und Februar hatte das Team 150 bisher unbekannte Arten katalogisiert und 25 Untersee-Berge kartografiert.
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