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Bohrungen in Adlershof sind vielversprechend: Potsdamer Forscher begleiten Geothermie-Vorhaben
Für Warmwasserspeicher wurde in den Boden in Berlin-Adlershof gebohrt: Nun liegen erste Einschätzungen von Potsdamer Geologen vor.
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Im Sommer wird heißes Wasser in poröse Erdschichten gepumpt, im Winter wird es zum Heizen wieder heraufgeholt: Das ist die Idee hinter einem sogenannten Aquiferspeicher, wie er in Adlershof geplant ist. Seine Probebohrungen dafür nennt das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam nun „vielversprechend“.
Wasserführende Sandsteinschichten in fast 400 Meter Tiefe – also weit unterhalb des Grundwassers für die Trinkwasserversorgung – sind laut dem GFZ-Wissenschaftler Guido Blöcher gut geeignet. Sie hätten „gute Förderraten“, was für eine großskalige Wärmespeicherung besonders wichtig sei.
Die Speicherung ist auf jeden Fall in großem Maßstab geplant: Ein Viertel der Fernwärme, die im Winter noch im Steinkohleheizkraftwerk Berlin-Schöneweide produziert wird, könne damit regenerativ ersetzt werden, heißt es in einer Mitteilung des Forschungszentrums. Ganze 10.000 Tonnen Kohlendioxid soll das Vorhaben jährlich einsparen.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird Überschusswärme in den Boden gedrückt. Sie stammt aus einem Heizkraftwerk, in dem Altholz verfeuert wird. Im Winter wird die Wärme hochgepumpt und ins bestehende Fernwärmenetz eingespeist. Rund 85 Prozent der Energie könnten dann zurückgewonnen werden, zeigen Berechnungen der Forscher.
Derzeit erproben die Forscher die Förderung von Wasser aus dem porösen Fels, später, wie sich das Gestein bei der Speicherung verhält. Dieses sollte Änderungen von Temperatur und Druck standhalten und sich nicht chemisch zersetzen. Immerhin wird 90 Grad heißes Wasser in eine Schicht gepresst, wo sonst konstant 23 Grad herrschen. Für das Monitoring verlegten die Forscher vorsorglich Glasfaserkabel und Sensoren entlang des verrohrten Bohrlochs.
Pilotprojekt in Adlershof
Der Wärmespeicher mit dem Namen „GeoSpeicher Berlin“ soll der größte dieser Art in Berlin werden. Verantwortlich ist die Berliner Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft (BTB), die dafür mit dem GFZ und der Technischen Universität Dresden kooperiert. Die Mittel dafür stammen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

© Stefan Kranz, GFZ
Ob Heizenergie in Berlin bald in nennenswertem Umfang aus dem Boden gefördert wird, ist derzeit aber noch unklar. Für die Erkundung der Tiefen-Geothermie im Stadtgebiet hatte der Berliner Senat ursprünglich mehr als 18 Millionen Euro bereitgestellt.
Für weitere nötige 98 Millionen fehlt nun aber die Finanzierung, weil dafür nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts das „Sondervermögen“ nicht mehr zur Verfügung steht. Der Senat möchte das Geld aber noch anderswo auftreiben und sondiert dazu „neue Möglichkeiten für eine Finanzierung“, wie es in einem Beschlusspapier aus dem November heißt.
Das Erdwärme-Potenzial in der Hauptstadt ist längst nicht ausgeschöpft. Der Großraum München macht vor, wie es gehen kann: Dort gibt es bereits 17 Geothermieprojekte, die eine Gesamtleistung von einem Gigawatt anstreben.
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