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Prekäre Jobs in der Wissenschaft: Briefe an Wanka

Kürzlich haben sich Wissenschaftsorganisationen gegen neue Regeln für befristete Verträge ausgesprochen. Jetzt wehren sich die Beschäftigten

Um die Befristung von Arbeitsverträgen in der Wissenschaft wird weiter heftig gerungen. Dauerstellen für Laboranten, die ständig am Institut beschäftigt sind? Ein Gesetz, das Vertragslaufzeiten festlegt, die der üblichen Promotionszeit entsprechen? Gegen solche Regeln in der geplanten Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes hatte sich kürzlich die Allianz der Wissenschaftsorganisationen in einem Brief an Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) und die Regierungsfraktionen ausgesprochen.

Jetzt schreiben andere Interessengruppen zurück. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack macht sich in einem Brief an Wanka für eine „gesetzliche Mindestvertragslaufzeit“ stark. Diese solle „so bemessen sein, dass das Qualifizierungsziel realistisch zu erreichen ist“. Erstverträge mit dem Ziel der Promotion etwa dürften nicht kürzer als drei Jahre laufen. Außerdem pocht Hannack auf „Dauerstellen für Daueraufgaben“ und eine entsprechende gesetzliche Regelung für das nichtwissenschaftliche Personal.

40 Prozent der Verträge haben Laufzeiten von maximal einem Jahr

An die Bundestagsabgeordneten der Union haben die Betriebs- und Personalräte der Helmholtz-Gemeinschaft geschrieben. Sie kritisieren, dass die Vertragslaufzeiten „zum Teil immer kürzer werden“. In verschiedenen Forschungseinrichtungen hätten 40 Prozent der Verträge Laufzeiten von maximal einem halben Jahr – obwohl vielfach eine Bewilligung für drei Jahre und länger vorliege. Auch bei den nichtwissenschaftlichen Mitarbeitern stellten die Befristungen „ein massives Problem“ dar. Die Betriebs- und Personalräte fordern neben einer gesetzlichen Neuregelung auch eine Quote von nur 20 Prozent aller Arbeitsverhältnisse, die befristet werden dürfen, und eine Mindestlaufzeit von zwei beziehungsweise drei Jahren. Zudem müssten befristete Verträge in Drittmittelprojekten an deren Laufzeit gekoppelt sein.

Einen offenen Brief an Wanka hat die Initiative „Wir sind Wissenschaft“ geschrieben – und sammelt per Online-Petition weitere Unterschriften. Initiator Sebastian Raupach, Mitarbeiter der Physikalisch Technischen Bundesanstalt, warnt vor Bestrebungen, eine Novelle zu verhindern. Angesichts des Ausmaßes der befristeten Verträge müsse der Gesetzgeber handeln – wie im Koalitionsvertrag vereinbart. Bislang hat die bis zum 13. Juli laufende Petition 1625 Unterstützer.

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