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„Can you hear me?“: Berliner Astronautin Rabea Rogge meldet sich aus dem All
Ein Dutzend deutsche Männer waren schon im Weltraum, aber noch keine Frau – bis jetzt: Die Berlinerin Rabea Rogge ist mit einem SpaceX-Team zu einer Mission um die Erdpole gestartet. Inzwischen hat sie sich gemeldet.
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Erst hört man nur lautes Rauschen, dann ertönt die Stimme von Rabea Rogge klar und deutlich: „Can you hear me?“, fragt die Berlinerin vom Bord der „Dragon“-Kapsel, hunderte Kilometer von der Erdoberfläche entfernt. Sie kann, antwortet eine Studentin des Amateurfunkclubs der Technischen Universität Berlin. Es ist etwa 9.30 Uhr, vor wenigen Stunden ist Rogge als erste deutsche Frau ins Weltall gestartet.
Das Funkgespräch war Teil eines Experiments, das weltweit Studierende zur Teilnahme an wissenschaftlicher Kommunikation im All motivieren soll. Die Funkstation befindet sich auf dem Dach des TU-Hauptgebäudes. Der Kontakt wurde aufgenommen, als die Kapsel über Berlin flog.
Zeit für zwei kurze Fragen, die vorher von Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner sowie von Berliner Schülerinnen und Studenten eingereicht worden waren. Der CDU-Politiker möchte wissen, wie mehr Berlinerinnen und Berliner für die Raumfahrt begeistert werden können.
„Sei nicht nur die Person, die nein zu den Träumen anderer Menschen sagt“, sagt die 29-Jährige. Es brauche in Berlin mehr Menschen, die andere ermutigten, wenn sie eine neue Idee haben.
„Welche Aufgaben haben Sie an Bord des Raumschiffs?“, fragt die Funkerin. „Meine Aufgaben an Bord dieses Raumschiffs sind die Steuerung und die Forschungskoordination“, so Rogge. Die Funkerin möchte noch wissen, wie sich die Schwerelosigkeit anfühlt, doch da ist nur noch lautes Rauschen – der Kontakt ist schon wieder weg.
Start in den USA mit SpaceX-Rakete
Rogge hob vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab, wie auf Live-Bildern zu sehen war. Der Start erfolgt mit einer Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk.
„Fram2“ – benannt nach einem norwegischen Polarforschungsschiff aus dem 19. Jahrhundert – soll rund vier Tage lang auf einer neuen Umlaufbahn über die Polarregionen der Erde fliegen. Dabei sollen aus einer Höhe von 425 bis 450 Kilometern unter anderem Himmelsleuchten untersucht werden, außerdem könnten laut SpaceX die ersten Röntgenbilder von Menschen im Weltall entstehen. Insgesamt sollen SpaceX zufolge 22 wissenschaftliche Studien durchgeführt werden.
„Crew ist stark und will Grenzen überwinden“
Für die Mission namens „Fram2“ hat erneut ein Milliardär das Unternehmen SpaceX aus privatem Interesse mit der Durchführung eines Allflugs beauftragt. Diesmal war es der in China geborene Malteser Chun Wang, der mit Kryptowährungen reich geworden und auch mit an Bord ist. Rogge hatte den Milliardär einst bei einem Expeditionstraining auf Spitzbergen kennengelernt. Später fragte er sie dann, ob sie bei dem Flug dabei sein wolle.

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Teil der Crew sind neben Rogge zudem auch die Filmemacherin Jannicke Mikkelsen aus Norwegen sowie der Polar-Guide Eric Philips aus Australien. Monatelang haben sie sich mit intensivem Training auf die Mission vorbereitet. „Unsere Crew ist stark, unser Training intensiv und unser Ziel ist es, nicht nur Grenzen zu überwinden, sondern auch neue Möglichkeiten für die Raumfahrt und die Wissenschaft zu schaffen“, sagte Rogge vorab der Deutschen Presse-Agentur.
Dritte zivile Crew im All – noch nicht einmal Pilotenschein
Nach „Inspiration4“ 2021 und „Polaris Dawn“ 2024 - beide ebenfalls von SpaceX durchgeführt - ist es der dritte All-Ausflug mit einer Crew, zu der kein ausgebildeter Astronaut zählt. Noch nicht einmal einen Pilotenschein habe einer von ihnen, so Rogge. „Es geht nun darum, den Weltraumflug zugänglicher zu machen, anstatt ihn als exklusiv zu betrachten. Nur so können wir neue, noch interessantere Weltraummissionen planen und die Grenzen verschieben.“
Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) waren bislang zwölf deutsche Männer, aber keine deutsche Frau im Weltall. Es habe zwar mehrere Anwärterinnen und Reserve-Raumfahrerinnen gegeben, aber noch nie sei eine Frau wirklich geflogen.
Fünf Frauen gleichzeitig im All
Während der Mission werden fünf Frauen gleichzeitig im All sein: Rogge und Mikkelsen bei „Fram2“ sowie auf der Internationalen Raumstation ISS die US-Astronautinnen Anne McClain und Nichole Ayers sowie Wang Haoze auf der chinesischen Station „Tiangong“ (Himmelspalast).
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Als erste Frau war Valentina Tereschkowa am 16. Juni 1963 mit dem Raumschiff „Wostok 6“ ins All geflogen. Für ihren fast dreitägigen Aufenthalt in der Schwerelosigkeit gilt die Russin, Funkname „Tschaika“ (Möwe), in Moskau heute als lebende Legende. Die Sowjetunion feierte im kosmischen Wettlauf gegen die USA damals einen Triumph.
Die 29-jährige Rogge ist bei der „Fram2“-Mission offiziell als wissenschaftliche Spezialistin dabei. Sie hat an der ETH Zürich Elektrotechnik und Informationstechnologie studiert. Für ihre Doktorarbeit wechselte sie an die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens.
Ins All mitgenommen hat Rogge unter anderem eine Gedenkmedaille an Flugpionier Otto Lilienthal (1848-1896) und eine kleine Nachbildung der Freiheitsglocke im Rathaus in Berlin-Schöneberg - dem Bezirk, in dem sie geboren wurde. Außerdem hat sie eine analoge Kamera dabei: „Ich bin gespannt, wie die Filme herauskommen werden.“
„Wir wollen mit der Mission Pioniergeist aufzeigen, Neugier wecken und Technologie-Innovation demonstrieren“, sagte Rogge vorab. „Ich finde es wirklich ermutigend zu sehen, wie weit wir als Menschheit gekommen sind – wenn es möglich ist, autonome Raumschiffe zu bauen, sollte doch eigentlich alles möglich sein.“ (dpa)
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