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Junges Kalb – in der Milchwirtschaft ein Überschussprodukt.

© imago/Panthermedia

Tagesspiegel Plus

Das Käse-Dilemma: Wie schlimm ist Massentierhaltung wirklich?

Vielen Menschen ist nicht bewusst, was es bedeutet, Milch und Käse zu verzehren. Tagesspiegel-Recherchen zeigen, wie es den Kühen und Kälbern geht – und worauf Konsumenten achten können.

Stand:

Die Tierschützer haben die Kuh „Hope“ getauft, doch für sie gibt es keine Hoffnung mehr. Das sterbende Tier liegt im Laderaum eines Lastwagens auf dem Weg zur Müllkippe, neben sich das eigene tote Kalb. Nur noch verendete Tiere sollten in dem Laster liegen, so dachten die Fahrer. Dann hören sie ein Muhen, schwach zunächst, später stärker. Die Kuh liegt eingeklemmt inmitten von Kadavern, bedeckt von Exkrementen. Ein letztes Aufbäumen der verzweifelten Kreatur. Schließlich wird Hope am Hinterbein aus dem Leichenberg gezogen und von ihrem Leid erlöst.

Den grausigen Fall haben Tierschützer im September an der Grenze zwischen der Türkei und Bulgarien aufgedeckt. Zwei Lastwagen mit 69 trächtigen Kühen aus Brandenburg waren in Richtung Türkei unterwegs, wurden aus Gründen des Seuchenschutzes aber an der Grenze gestoppt. Mehr als vier Wochen steckten die Tiere im Niemandsland fest, so zeigt es die Reportage „Tiertransporte: Gefangen zwischen Grenzen“, die das ZDF kürzlich ausstrahlte. Die Bilder sind kaum zu ertragen.

Eingesperrt in zwei Laster und knöcheltief in der eigenen Gülle stehend, bringen die 69 Kühe 13 Kälber zur Welt. Sämtliche Tiere sterben oder werden notgeschlachtet. Niemand will im Nachhinein verantwortlich gewesen sein.

Es ist ein grausiges Extrem, eine Ausnahme, die allerdings Fragen aufwirft: Wie sieht eigentlich der Normalfall aus? Übertreiben Tierschützer, wenn sie mit schockierenden Bildern die Massentierhaltung anprangern? Wie lebt eine deutsche Kuh abseits der Schlagzeilen, wie häufig kommt es noch zu den schon oft kritisierten Tiertransporten?

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