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Unser Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: Der neue HRK-Chef muss die Universitäten wieder einen

Die Hochschulrektorenkonferenz wählt einen neuen Vorsitzenden. Er muss den Zerfall der HRK stoppen - und den Ausverkauf der universitären Forschung, meint unser Kolumnist.

Die Hochschulrektorenkonferenz wird den Präsidenten der FU Berlin voraussichtlich zu ihrem neuen Repräsentanten wählen. Dies wäre eine gute Wahl. Peter-André Alt ist als Fachmann in seinem Gebiet hoch anerkannt. Als Leiter einer großen, gewiss nicht einfach zu führenden Universität hat er sich Respekt verschafft. So ist denn die Erwartung nicht unbegründet, dass er auch als Präsident der Rektorenkonferenz insbesondere auf drei „Baustellen“ erfolgreich sein wird.

Zum einen ist es der drohende Zerfall der HRK in unterschiedliche Gruppierungen: Da gibt es neben den universitären „German U 15“ und den „TU 9“ noch verschiedene Zusammenschlüsse von Fachhochschulen. Die absehbare Bestätigung einer Gruppe von Exzellenzuniversitäten wird die Aufgabe nicht einfacher machen, zumal der neue Präsident selbst an dem Konzept einer solchen entscheidend mitgewirkt hat.

Das Herz der Wissenschaft sind nun einmal die Universitäten

Der zweite Bereich, der zunehmend für die Rektorenkonferenz zur Zerreißprobe zu werden droht, ist das Verhältnis der Universitäten zu den Fachhochschulen. Das Drängen der letzteren auf Gleichwertigkeit, am deutlichsten erkennbar in der Forderung nach einem eigenen Promotionsrecht, gefährdet das gesamte Wissenschaftssystem. Dies beruht auf einer Arbeitsteilung, die besonders deutlich erkennbar beim Monopol des Promotionsrechts der Universitäten ist: Die Nachwuchswissenschaftler der Max-Planck- Gesellschaft und der anderen Forschungsinstitutionen promovieren an den fachlich entsprechenden Fakultäten der Universitäten. Diese Regelung garantiert eine Zusammenarbeit über die Betreuung der Dissertationen hinaus. Sollten die Fachhochschulen mit ihrem Begehren Erfolg haben, werden MPG, Helmholtz und Leibniz nicht lange zögern, es ihnen gleichzutun.

Wenn es nicht gelingt, nachgiebigen Politikern klarzumachen, dass das Herz der Wissenschaft nun einmal die Universitäten sind, droht ein Ausverkauf der universitären Forschung.

Wieder Wortführer in der Hochschulpolitik werden

Schließlich gibt es noch ein „gewerkschaftliches“ Problem. Die Interessenvertretung der Professoren, der Deutsche Hochschulverband, geriert sich zunehmend so, als vertrete er die Belange der Universitäten. Das mag man als anmaßend verstehen, hat seinen Grund aber auch darin, dass die HRK das Feld nicht besetzt gehalten hat. Sie hat weder mit einer Stimme gesprochen, noch unmissverständlich klargemacht, dass nur sie die Universitäten vertritt. Hier gilt es, eigenes Terrain wieder zu besetzen. Dazu muss sie Wortführer in der Hochschulpolitik sein.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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