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Eine Demonstrantin der Gruppe „Letzte Generation“ sitzt, umringt von Polizeibeamten, auf der Ausfahrt der Stadtautobahn am Sachsenring.

© dpa / Paul Zinken

Deutsche lehnen radikale Klimaproteste mehrheitlich ab : Klimaschutz ist ihnen aber dennoch wichtig

Berliner Sozialforschende haben nach der gesellschaftlichen Akzeptanz von Aktionen der Klimabewegung. Das Ergebnis zeigt, dass von der Politik ein entschiedeneres Vorgehen gegen den Klimawandel erwartet wird.

Radikale Klimaproteste finden in Deutschland bei der Mehrheit der Bevölkerung keine Unterstützung. Das geht aus einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hervor. Die Ablehnung von Straßenblockaden oder Anschlägen auf Kunstwerke bedeutet demnach aber nicht, dass die Befragten den Klimaschutz für weniger wichtig halten.

Die Forscher befragten im Januar 2023 insgesamt 2.800 repräsentativ ausgewählte Erwachsene und konfrontierten sie mit drei Protestszenarien: einer Großdemonstration, einer Kartoffelbrei-Wurf-Aktion und einer Straßenblockade, bei der Protestierende verklebt wurden. Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie diese Formen des Klimaprotests unterstützen würden und ob sie sie für legitim hielten. Die Forschenden des WZB wollten unter anderem herausfinden, ob unterschiedliche Klimaaktionen dazu führen, dass Menschen ihre Einstellungen zur Klimapolitik ändern und diese zum Beispiel weniger unterstützen

Geringste Zustimmung für Attacken auf Kunst

Radikale Formen des Klimaprotests erhielten demnach besonders wenig Unterstützung. Während die Großdemonstration einen Unterstützungswert von 44 von insgesamt 100 Punkten erreichte, erhielten Anschläge auf Kunstwerke nur 22 Punkte und Straßenblockaden 25 Punkte. Bei der Frage nach der Legitimität von Klimademonstrationen lag der Wert bei 52 Punkten. Diese Einschätzung sank bei Angriffen auf Kunstwerke auf einen Wert von rund 40 Punkten, bei Straßenblockaden auf 41 Punkte.

Demonstrationen wie hier am 25. Juni im brandenburgischen Welzow finden eine höhere Zustimmung als radikalerer Protestformen.

© dpa/Frank Hammerschmidt

Die Unterstützung für radikale Protestformen ist demnach geringer als die Unterstützung für Klimademonstrationen. Obwohl radikale Protestformen mehrheitlich abgelehnt wurden, hatte dies laut den Autor:innen der Studie bei den Befragten keinen Einfluss auf die individuelle Unterstützung für den Klimaschutz.

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Alle Befragten zeigten eine ähnlich hohe Zustimmung zu der Forderung, die Bundesregierung solle den Klimawandel entschiedener bekämpfen. Panikmache und apokalyptische Aussagen hatten kaum einen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung von Klimaprotesten, außer bei denjenigen, die eine apokalyptische Botschaft in Verbindung mit Straßenblockaden präsentiert bekamen, die etwas mehr Unterstützung für diese Form des Klimaprotests äußerten.

„Unsere Studie zeigt, wie wichtig es ist, zwischen dem Image einer Protestgruppe und ihrem Einfluss auf die politischen Einstellungen der Menschen zu unterscheiden“, sagt WZB-Forscher Daniel Saldivia Gonzatti. „Kurzfristig wirken sich radikale Aktionen auf die Unterstützung und Legitimität von Klimaprotesten aus, nicht aber auf die Unterstützung klimapolitischer Maßnahmen.“

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