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Eine Forscherin arbeitet im Labor mit Bakterienkulturen.

© IMAGO

Evaluation der Exzellenzinitiative: Die Elite muss warten - auf die Gutachter

Mit großer Spannung erwarten die Unis eine Entscheidung über die Zukunft der Exzellenzinitiative. Jetzt heißt es abwarten - bis Januar 2016. Dann soll soll ein Gutachten vorliegen, aufgrund dessen die Politik entscheiden will.

Die Universitäten wollen dringend wissen, wie es nach dem Auslaufen der Exzellenzinitiative 2017 weitergeht. Der Wissenschaftsrat hat im vergangenen Jahr Empfehlungen dazu abgegeben. Und von Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) wird seit Monaten ein Konzept für die Weiterentwicklung der Exzellenzinitiative erwartet. Doch jetzt wird der Wettbewerb, mit dem Bund und Länder seit 2006 Spitzenforschung an Universitäten fördern, erst einmal evaluiert. Bis der Bericht im Januar 2016 vorliegt, müssen sich die Unis also noch gedulden.

Ministerin Wanka verteidigt den engen Zeitplan

„Die Zeitfrage ist schwierig“, gab Wanka am Montag in Berlin zu. Doch der Zeitplan sei schon 2009 bei der Entscheidung über die dritte Wettbewerbsrunde von Bund und Ländern festgelegt worden – und auch sinnvoll. Weil viele Projekte erst 2012 gestartet sind, könne erst jetzt über die Auswirkungen auf das deutsche Wissenschaftssystem geurteilt werden. Begutachtet wird der Wettbewerb von einer zehnköpfigen Kommission unter dem Vorsitz des Schweizer Physikers Dieter Imboden, Professor an der ETH Zürich und Aufsichtsratsvorsitzender des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF. Seine Stellvertreterin ist die Medizinerin Elke Lütjen-Drecoll, bis 2013 Präsidentin der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz. Unter den weiteren Kommissionsmitgliedern sind der ehemalige Stanford-Präsident Gerhard Casper und Klara Nahrstedt, Professorin für Computer Science an der Universität Pennsylvania.

"Haben die Geisteswissenschaften gelitten - und die Studenten?"

Bewerten soll die Kommission, wie sich die Exzellenzinitiative auf das Verhältnis von Spitze und Breite ausgewirkt hat und inwiefern sie zur internationalen Sichtbarkeit beigetragen hat, erklärten Wanka und – für die Länderseite – Doris Ahnen (SPD), Wissenschaftsministerin in Rheinland-Pfalz. Lütjen-Drecoll nannte Fragen, die ihr besonders am Herzen lägen: „Haben die Geisteswissenschaften gelitten, haben die Studenten gelitten und haben einzelne kleinere Unis gelitten?“

Für Imboden steht allerdings jetzt schon fest, dass die Exzellenzinitiative „eine nationale Bewegung von einer Größenordnung und Konsistenz“ wie in keinem anderen Land der Welt bewirkt habe. Sie sei „ein Leuchtturm in der Wissenschaftsgeschichte der letzten zehn Jahre“. Bund und Länder müssten ihre zusätzlichen finanziellen Anstrengungen – rund 4,6 Milliarden Euro bis 2017 – weiterhin aufbringen. „Aber wir fragen, wie effizient das Geld eingesetzt wurde und ob es bei der Steuerung Verbesserungsmöglichkeiten gibt.“ Grundlage der Begutachtung ist ein Datenbericht über die drei Förderlinien (Graduiertenschulen, Cluster und Zukunftskonzepte), den die Deutsche Forschungsgemeinschaft und der Wissenschaftsrat im kommenden Jahr vorlegen. Die Kommission werde aber auch eigene, qualitative Untersuchungen vornehmen, hieß es.

Über "Anschlussformate" wird unterdessen weiter nachgedacht

Auch wenn Entscheidungen erst Anfang 2016 fallen sollen, das Nachdenken etwa über „Anschlussformate“ gehe weiter, betonte Ahnen. Im Koalitionsvertrag kündigt die Bundesregierung an, sie werde „die Förderlinien, die sich besonders bewährt haben, in wissenschaftsgeleiteten Verfahren weiterentwickeln und in neue Förderformate überführen“. Die Formulierung scheint anzudeuten, dass die dritte Förderlinie, in der es um die Zukunftskonzepte ganzer Universitäten (vulgo „Eliteunis“) ging, nicht fortgesetzt wird. Ungeklärt ist auch, was mit den Universitäten geschieht, die erst 2012 in der letzten Runde des Wettbewerbs siegten. Sie wünschen sich wie die Siegerinnen aus den beiden ersten Durchgängen eine Chance auf eine zweite Förderperiode.

Skeptiker unter den Uni-Präsidenten befürchten, dass die Bundesregierung die neuen Formate und Regeln zu spät festlegt. Den Unis bliebe dann kaum Zeit, ihre Bewerbungen auszuarbeiten und Planungssicherheit über ihre Finanzen für die Zeit nach 2017 zu gewinnen.

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