
© dpa/Annette Riedl
Die Krise der jungen Menschen : So verändert sich die Gesundheit einer ganzen Generation
1,1 Milliarden junge Menschen stehen vor einer beispiellosen Belastung: psychisch, körperlich, klimatisch. Neue Daten zeigen, was auf die Weltbevölkerung zukommt.
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Ohne gezieltes Eingreifen wird im Jahr 2030 mehr als die Hälfte aller Jugendlichen in Ländern leben, in denen ihnen besonders viele eigentlich vermeidbare Gesundheitsprobleme drohen. Das schreibt die „Lancet-Kommission für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Jugendlichen“ in einem globalen Bericht.
Betroffen seien fast 1,1 Milliarden Heranwachsende im Alter von 10 bis 24 Jahren. Zu den gesundheitsgefährdenden Faktoren zählen die Wissenschaftler unter anderem HIV, frühe Schwangerschaften, Depressionen und schlechte Ernährung.
Investitionen in die aktuelle Generation werden sich dreifach auszahlen: Sie kommen jungen Menschen heute, den zukünftigen Erwachsenen und der nächsten Generation von Kindern zugute
schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie
Gleichzeitig prognostizieren die Forscher für das Jahr 2030 weltweit mehr Jugendliche mit Übergewicht oder psychischen Erkrankungen. Die Heranwachsenden von heute seien zudem die erste Gruppe von Menschen, die ihr Leben lang die wachsenden Auswirkungen des Klimawandels erlebten, schreibt das internationale Team um Sarah Baird von der George Washington University in Washington im Fachmagazin „The Lancet“.
Es gibt auch Lichtblicke
„Die Gesundheit und das Wohlbefinden von Jugendlichen weltweit befinden sich an einem kritischen Punkt, wobei in den letzten drei Jahrzehnten unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten waren“, wird Baird in einer Mitteilung des Fachmagazins zitiert. So sind etwa Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum zwischen 2015 und 2021 laut dem Report insgesamt leicht zurückgegangen.
Dagegen steigt die Zahl übergewichtiger Jugendlicher teils drastisch. In einigen Ländern Asiens und Afrikas haben sich Baird zufolge Übergewicht und Fettleibigkeit in den vergangenen drei Jahrzehnten verachtfacht.
Für 2030 rechnen die Forscher damit, dass weltweit etwa 24 Prozent der Mädchen und rund 23 Prozent der Jungen übergewichtig oder adipös sein werden. 2021 waren es demnach gut 21 und 19 Prozent. Dabei gibt es unterschiedliche Entwicklungen in einzelnen Weltregionen.
Als Grundlage der Prognose nahm die Forschungsgruppe vor allem die Daten der Studie „Global Burden of Disease 2021“, die die Krankheitslasten in verschiedenen Ländern beziffert und Prognosen für das Jahr 2030 erstellt.
In reichen Ländern steigen nicht übertragbare Erkrankungen
„Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sich die Herausforderungen, vor denen Jugendliche weltweit stehen, durch neue globale Probleme wie den Klimawandel, weltweite Konflikte und den raschen Übergang zu einer stärker digitalisierten Welt noch verschärfen“, betonte Baird.
Das Forschungsteam plädiert dafür, die Gesundheit der Jugendlichen mehr in den Blick zu nehmen. „Investitionen in die aktuelle Generation der 10- bis 24-Jährigen werden sich dreifach auszahlen: Sie kommen jungen Menschen heute, den zukünftigen Erwachsenen und der nächsten Generation von Kindern zugute“, schreiben die Forscher. Besonders relevant seien diese Potenziale für Afrika und Asien, wo rund 80 Prozent der weltweiten Jugendlichen leben.
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