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Infolge der lang anhaltenden Trockenheit sind die Blätter der Maispflanzen braun und eingerollt. Die Felder sind knochentrocken, da wächst kein Gras mehr.

© picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Update

„Die Menschheit fackelt den Planeten ab“: Experten erwarten auch 2024 Temperaturrekord

2024 wird wohl das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und könnte erstmals die 1,5-Grad-Schwelle überschreiten. Dies erhöht den Druck auf die Klimapolitik vom Weltklimagipfel COP29.

Stand:

Forschende des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus erwarten, dass das Jahr 2024 mit hoher Wahrscheinlichkeit das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sein wird. Es dürfte auch das erste Jahr sein, in dem die globale Erwärmung 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Bereits 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.  

Die Copernicus-Daten zeigen, dass die globale Durchschnittstemperatur der letzten zwölf Monate (November 2023 bis Oktober 2024) 0,74 Grad über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020 und schätzungsweise 1,62 Grad über dem vorindustriellen Niveau von 1850 bis 1900 lag.

Höchster je gemessener Wert

Für die ersten zehn Monate des Jahres 2024 beträgt die Temperaturanomalie demnach 0,71 Grad über dem Mittel von 1991 bis 2020. Das ist der höchste jemals gemessene Wert für diesen Zeitraum und 0,16 Grad wärmer als im Vorjahr. Damit das Jahr 2024 den Rekord nicht bricht, müsste die Temperaturanomalie für den Rest des Jahres auf nahezu Null sinken, was als äußerst unwahrscheinlich gilt.

Es ist es so gut wie sicher, dass 2024 das erste Jahr ist, in dem die Temperatur mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegen wird.

Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service

Nachdem das Jahr 2023 nach den Zahlen des Wetteranalyseprojekts ERA5 bereits 1,48 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen wird, ist es nun so gut wie sicher, dass das Jahr 2024 sogar die 1,5-Grad-Marke überschreiten wird – wahrscheinlich sogar über 1,55 Grad. 

Der Oktober 2024 war der zweitwärmste Oktober weltweit und lag mit einer mittleren bodennahen Lufttemperatur von 15,25 Grad etwa 0,80 Grad über dem Oktobermittel für die Periode 1991 bis 2020. Es war der 15. der letzten 16 Monate, in denen die globale Mitteltemperatur 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau lag.

„Nach zehn Monaten ist es nun so gut wie sicher, dass 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird und das erste Jahr, in dem die Temperatur mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau liegen wird“, sagte Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service. Dies sei ein „neuer Meilenstein“ in den globalen Temperaturaufzeichnungen und sollte als Impulsgeber dienen, um die Ambitionen für die bevorstehende Klimakonferenz COP29 zu erhöhen.

Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat die Prognose der Europäischen Klimaagentur am Donnerstag bestätigt: 2024 werde voraussichtlich das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen werden, wobei die globale durchschnittliche Oberflächentemperatur noch höher sein wird als 2023.

Dass sich dieser wiederholte Rekord schon fast zwei Monate vor Jahresende abzeichnet, kommentierte UN-Generalsekretär António Guterres mit drastischen Worten: „Die Menschheit fackelt den Planeten ab und zahlt den Preis dafür“.

Fünftwärmste Oktober in Europa

Im Oktober 2024 lag die Durchschnittstemperatur über dem europäischen Festland mit 10,83 Grad um 1,23 Grad über dem Mittel der Jahre 1991-2020 und war damit der fünftwärmste Oktober in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen. Der wärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen war der Oktober 2022 mit 1,92 Grad über dem Mittel.

In Europa lagen die Temperaturen im Oktober fast auf dem gesamten Kontinent über dem Durchschnitt. Außerhalb Europas lagen die Temperaturen vor allem im Norden Kanadas, in der Mitte und im Westen der USA, in Nordtibet, Japan und Australien weit über dem Durchschnitt. Am deutlichsten unter dem Durchschnitt lagen die Temperaturen über Zentralgrönland und Island.

Das arktische Meereis erreichte laut Copernicuis im Oktober seine viertniedrigste monatliche Ausdehnung und lag 19 Prozent unter dem Durchschnitt.

© dpa / STEFAN HENDRICKS

Die durchschnittliche Meeresoberflächentemperatur betrug im Oktober 2024 20,68 Grad, der zweithöchste jemals für diesen Monat gemessene Wert und nur 0,10 Grad niedriger als im Oktober 2023. Im östlichen und zentralen äquatorialen Pazifik waren die Temperaturen unterdurchschnittlich, was auf eine Entwicklung hin zu La-Niña-Bedingungen hindeutet, aber über dem Ozean blieb die Temperatur in vielen Regionen ungewöhnlich hoch.

Das arktische Meereis erreichte laut Copernicuis im Oktober seine viertniedrigste monatliche Ausdehnung und lag 19 Prozent unter dem Durchschnitt. Die Anomalien der Meereiskonzentration waren in allen Randmeeren des Arktischen Ozeans deutlich unterdurchschnittlich, insbesondere in der Barentssee, im Kanadischen Archipel und nördlich von Spitzbergen.

Die Meereisausdehnung in der Antarktis war im Oktober mit acht Prozent unter dem Mittelwert die zweitniedrigste nach dem Oktober 2023 (minus elf Prozent) und setzte damit eine Reihe von großen negativen Anomalien fort, die in den Jahren 2023 und 2024 beobachtet wurden.

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