Wissen: Durchblick im Wirrwarr der Wissenschaft GWK-Sekretär Schlegel geht in Pension
Woche für Woche müssen Politiker vor die Mikrofone eilen oder Presseerklärungen verbreiten, damit die Öffentlichkeit sie wahrnimmt. Die Kärrnerarbeit hinter den Kulissen machen andere Fachleute.
Woche für Woche müssen Politiker vor die Mikrofone eilen oder Presseerklärungen verbreiten, damit die Öffentlichkeit sie wahrnimmt. Die Kärrnerarbeit hinter den Kulissen machen andere Fachleute. Auf dem schwierigen Feld der Wissenschafts- und Bildungspolitik weiß man sie besonders zu schätzen, sorgen sie doch dafür, dass im Wirrwarr der Zuständigkeiten von Bund und Ländern die Finanzmittel fließen und das rechtlich Mögliche nicht nur erkannt, sondern auch umgesetzt wird. Einer der führenden Köpfe im Hintergrund geht jetzt in Pension: Jürgen Schlegel, seit 1990 Generalsekretär der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) und ihrer heutigen Nachfolgerin, der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK).
Die BLK war eine Erfindung der sozialliberalen Regierung im Jahr 1970, um die Bildungsexpansion mit einer langfristigen Planungsperspektive abzusichern. Schon 1973 fiel die BLK bei CDU/CSU in Ungnade. Die Mitwirkung des Bundes in der Bildungspolitik war seitdem umstritten, bis sie schließlich durch die Föderalismusreform von 2006 im Schulbereich nahezu eliminiert wurde. In diesem Feld musste sich Schlegel seit 1990 behaupten. Denn angesichts der Herausforderungen durch die Wiedervereinigung war die BLK gleichwohl unentbehrlich. Hier wurde die Mitfinanzierung von 30 Leibnizinstituten und 20 Max-Planck-Instituten in die Wege geleitet.
Das Ende der BLK war zugleich die Auferstehung eines Gremiums aus der Asche der Grabenkämpfe in Form der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) – wieder mit Jürgen Schlegel als Generalsekretär. Die Mitwirkung des Bundes ließ sich nicht, wie die Union es wollte, auf die bloße Finanzierung der Großorganisationen der Forschung reduzieren. Im letzten Augenblick ermöglichte die Föderalismusreform von 2006, angesichts des bevorstehenden Studentenbergs den Bund zu Milliardenaufwendungen für mehr Studienplätze mit ins Boot zu holen.
In der BLK und späteren GWK wurde effizient über die Finanzierung der Exzellenzinitiative oder über den Forschungspakt abgestimmt. Und die nationale Akademie der Wissenschaften ist mithilfe dieses Gremiums nach jahrelangen Kontroversen ins Leben gerufen worden.
Jürgen Schlegel konnte der Politik manchen trickreichen Ausweg aus dem Dschungel der Zuständigkeiten weisen. Auf dem Abschiedsempfang in der Akademie feierten ihn jetzt Staatssekretäre und Politiker mit stehenden Ovationen. Schlegels Nachfolger ist Hans-Gerhard Husung, ehemaliger Staatssekretär unter Jürgen Zöllner in Berlin. Uwe Schlicht