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Zebramnagusten gelten laut IUCN als „stabil“.

© Tsp / Patrick Eickemeier

Eingeengt in Afrika: Lebensräume sämtlicher Raubtiere gefährdet

Ihre Heimat sind weite Savannen und tiefe Regenwälder. Doch eine neue Studie zeigt, wie der Platz für Afrikas Raubtiere zusehends kleiner wird.

Ein neuer Ansatz zur Erfassung der Verbreitungsgebiete von Tieren soll verlässlicher als bisher zeigen, welche besonders durch weitere Lebensraumverluste bedroht sind. Entscheidend ist dabei weniger das Ausmaß menschlicher Aktivitäten als dort verfügbare Ressourcen für den Artenschutz. Ein Forschungsteam um Nyeema Harris von der US-amerikanischen Yale University zeigt so am Beispiel afrikanischer Raubtiere Bedrohungsprofile auf, die den bislang geläufigen Einschätzungen widersprechen.

Artenschutz wird zunehmend nach räumlichen Verbreitungsdaten ausgerichtet, aber die Verbreitungskarten sind grundsätzlich fehlerhaft“, wird Harris in einer Mitteilung zitiert. Ob Populationen in einem Gebiet überleben können, hänge nicht nur von vorhandenen Bedrohungen, sondern auch möglichen Vorzügen des Verbreitungsgebiets ab. „Unser Ansatz bewertet diese unterschiedlichen Variablen“, sagt Harris.

Die pauschale Einstufung menschlicher Aktivitäten als ausschließlichen Umweltstressfaktor ist nicht korrekt.

Forschungsteam um Nyeema Harris von der US-amerikanischen Yale University

Im Fachmagazin „PNAS“ berichtet das Team, dass viele Arten, die derzeit auf der Roten Liste bedrohter Arten als „am wenigsten besorgniserregend“ eingestuft sind, in einem Teil ihres Verbreitungsgebiets bedroht sind. Dazu gehören insbesondere kleinere Arten wie die Schlankmanguste (Herpestes sanguineus) und der Serval (Leptailurus serval), bei denen jeweils etwa ein Sechstel ihrer Verbreitungsgebiete in diese Kategorie fällt. Im Falle des Ägyptischen Wiesels (Mustela subpalmata) sind es 70 Prozent.

Die Verbreitungsgebiete von Großraubtieren bieten mehr Schutzkapazitäten als die Verbreitungsgebiete von Kleinraubtieren. Harris zufolge ist das wichtigste Ergebnis der Studie jedoch, dass die Verbreitungsgebiete sämtlicher 91 untersuchten Raubtierarten zu schrumpfen drohen, im Mittel um 15 Prozent.

Löwen sind bereits stark auf Naturschutzgebiete angewiesen, haben dort aber gute Chancen stabile Populationen zu bilden.
Löwen sind bereits stark auf Naturschutzgebiete angewiesen, haben dort aber gute Chancen stabile Populationen zu bilden.

© picture-alliance/ dpa / epa Jon Hrusa

„Wir haben festgestellt, dass einige Arten sehr kleine Verbreitungsgebiete haben, die mehr Bedrohungen als Vorteile aufweisen“, sagt Harris. Das Modell liefere neue Ansätze, den Verlust der biologischen Vielfalt zu antizipieren, insbesondere bei Arten, die auf der Roten Liste der IUCN als „datenarm“ eingestuft werden, wie der Äthiopischen Ginsterkatze (Genetta abyssinica, ein katzenähnliches Säugetier) und der Listigen Manguste (Dologale dybowskii).

Die Ergebnisse unterscheiden sich vom IUCN-Bedrohungsstatus der Raubtierarten: die Lebensräume von Arten, die als „am wenigsten gefährdet“ eingestuft werden, weisen nicht die höchste verfügbare Erhaltungsfähigkeit auf. Dagegen besteht bei Arten, die als „gefährdet“ eingestuft werden, nicht das höchste Risiko einer Verringerung des Verbreitungsgebiets.

In Afrika kommt ein Drittel aller weltweit vorkommenden Raubtierarten vor. Ihre Lebensräume sind in weiten Teilen von Menschen und Umwelteinflüssen geprägt. Die Studie zeigt auf, dass Gefährdungen wie Dürrerisiken, Verstädterung oder Landwirtschaft mögliche Vorteile für die Erhaltung der Arten, wie etwa die Verbreitung indigener Gebiete und die kulturelle Vielfalt gegenüberstehen.

Anthropogene Faktoren, die Erhaltungsbemühungen unterstützen können, seien beispielsweise die Gewohnheitsrechte und traditionellen Zeremonien der Nharira-Gemeinschaft in Zentral-Simbabwe, die den Schutz biologischer Vielfalt beinhalten. „Die pauschale Einstufung menschlicher Aktivitäten als ausschließlichen Umweltstressfaktor ist nicht korrekt“, sagen die Autoren. Traditionelles ökologisches Wissen der Menschen vor Ort stärker einzubeziehen, könne dazu beitragen, Lebensräume unter verschiedenen Szenarien des globalen Wandels zu erhalten.

Harris will noch weitere Variablen erfassen, die die Verbreitungsgebiete von Arten charakterisieren, um zu texturierte Verbreitungskarten zu gelangen. Sie könnten bestehende Rahmenwerke wie die Rote Liste der IUCN ergänzen. „Damit können wir eine eindeutige Agenda für die Erhaltungsstrategie festlegen“, sagt Harris.

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