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Erdüberlastungstag erreicht: Würden alle so leben, wie die Deutschen, bräuchte es drei Erden
Der deutsche Erdüberlastungstag fällt dieses Jahr auf den 3. Mai. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich eine leichte Verbesserung, die auf gestiegenes Umweltbewusstsein zurückgeführt wird.
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Ab Samstag leben die Bundesbürger ökologisch wieder auf Pump. Dann haben sie die ihnen zustehenden erneuerbaren Ressourcen des Globus für dieses Jahr verbraucht, teilte die Carl Remigius Fresenius Education Group am Dienstag in Köln mit. Würden die Menschen überall nach dem deutschen Lebensstil leben, bräuchte die Menschheit knapp drei Erden.
Die Berechnungen des Bildungsunternehmens fußen auf den Daten des Global Footprint Network, eines internationalen Forschungsnetzwerks zur Förderung der Nachhaltigkeit. Deutschland hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessert.
Im vergangenen Jahr lag der deutsche Erdüberlastungstag am 2. Mai. Der globale „Overshot Day“ wurde im vergangenen Jahr am 1. August erreicht. Als Gründe für die Verbesserung nennt die Fresenius Education Group ein vielerorts gestiegenes Umweltbewusstsein und verstärkte Bildung. „Je mehr Menschen bewusster leben, desto kleiner wird letztlich der Fußabdruck.“
„Deutschland hat momentan einen Ressourcenverbrauch von rund 16 Tonnen pro Person und Jahr. Damit liegen wir deutlich über dem globalen Durchschnitt“, sagte der Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsexperte der Hochschule Fresenius, Riccardo Wagner.
Die Ursachen für den hohen Ressourcenverbrauch und die Emissionen hierzulande seien unter anderem der hohe Energieverbrauch, der Kfz-Individualverkehr, die industrielle Tierhaltung sowie der Bausektor, schreibt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Nötig sei unter anderem ein Ressourcenschutzgesetz, „um die Verschwendung und Verschmutzung der Lebensgrundlagen zu stoppen“.
„Trotz Effizienzgewinnen ist die Wirtschaft noch immer stark auf fossile Energieträger und flächenintensive Strukturen angewiesen. Das gilt insbesondere in der Industrie, im Bauwesen und im Verkehr“, erklärte Wagner.
Die Organisation Oxfam nimmt vor allem die Rolle der Reichen in den Blick: Das reichste Zehntel der deutschen Bevölkerung produziere so viele Emissionen wie die gesamte ärmere Hälfte. „Nicht nur der exzessive Konsum, sondern auch die umweltschädlichen Aktienportfolios der Reichen verdeutlichen die schockierende CO₂-Ungleichheit hierzulande“, sagte Jan Kowalzig, Referent für Klimapolitik bei Oxfam.
44 Prozent der Investitionen deutscher Milliardärinnen und Milliardäre entfielen auf besonders umweltschädliche Branchen wie Logistik, Chemie oder Zement. „Wir brauchen eine Politik, die nicht nur die Plünderung der natürlichen Ressourcen insgesamt eindämmt, sondern die Reichen und Superreichen auch finanziell stärker in die Pflicht nimmt, zum Gemeinwohl beizutragen – insbesondere auch zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen.“
Zum Vergleich: In Katar liegt der Erdüberlastungstag bereits am 6. Februar und in Luxemburg am 17. Februar. Die USA erreichen die Grenzmarke am 13. März, Frankreich am 19. April und China am 23. Mai.
Die Gründe dafür, dass China in diesem Ranking besser liegt als Deutschland, führt Wagner auf die Statistik zurück: Der Ressourcenverbrauch werde mit Blick auf die Bevölkerung berechnet. Es geht also nicht um den Gesamtverbrauch der Länder. (KNA, dpa)
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