zum Hauptinhalt
Am nördlichen Mainufer in Frankfurt kontrollieren berittene Polizistinnen die Einhaltung des Kontaktverbots unter Parkbesuchern.

© Frank Rumpenhorst/dpa

Ein Thema für alle Disziplinen: Erforschen, wie die Pandemie auf die Gesellschaft wirkt

Der Bund fördert koordinierte Medizin- Projekte zu Corona. Ein solches Programm brauchen auch die Sozialwissenschaften, fordert unsere Gastautorin.

Selbstverständlich ist der Ausbruch einer Pandemie der Zeitpunkt, an dem die Medizin, ihre Experten, Labore und Forschungsergebnisse im Zentrum des Interesses stehen. Es ist zu begrüßen, dass das Bundesforschungsministerium ein Nationales Netzwerk der Universitätsmedizin mit 150 Millionen Euro Forschungsmitteln fördern möchte.

Die Auswirkungen einer Pandemie gehen jedoch weit über das Medizinische hinaus und treffen auch die, die vom Virus verschont bleiben: Einkommensverluste, Arbeitslosigkeit, Bildungsdefizite, soziale und psychische Krisen. Hier sind es die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, die über Werkzeuge und Kompetenz verfügen, brennende Fragen zu adressieren.

Damit Staat und Gesellschaft jetzt und auch in Zukunft besser auf die Situation reagieren können, brauchen wir Antworten: Wie wirkt sich die Pandemie auf gesellschaftliche Bereiche wie Arbeit, Beschäftigung und Familienleben aus? Was sind die Folgen von Schulschließungen und wie kann eine dauerhafte und verfestigte Bildungsbenachteiligung für einzelne Bevölkerungsgruppen vermieden werden?

Berichte zu Schulschließungen und Homeschooling

Reduziert die Erfahrung mit dem Homeoffice das Mobilitätsverhalten? Welche psychischen Folgen hat der Lockdown und wer ist besonders betroffen? Wie können Familien mit den neuen Herausforderungen umgehen? Wie reagieren soziale Gruppen auf Einführung und Rücknahme der Ausgangsbeschränkungen? Welche Rolle spielt Vertrauen sowohl innerhalb sozialer Netzwerke als auch zu Institutionen, wie kann es gewonnen und verloren werden?

Was beeinflusst die Compliance, das Befolgen staatlicher Regeln, welche Rolle spielen die individuelle wirtschaftliche oder soziale Situation, die Kommunikation der Politik, oder Rollenvorbilder? Wen erreicht und wie wirkt mediale Kommunikation?

[Die Autorin ist Professorin für empirische Wirtschaftsforschung an der FAU Erlangen-Nürnberg, Vorsitzende des Rat- SWD und Vizepräsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.]

Ein Porträtbild von Regina Riphahn.
Regina T. Riphahn ist Professorin für empirische Wirtschaftsforschung an der FAU Erlangen-Nürnberg.

© FAU

Wir brauchen Antworten auf diese Fragen. Forschende haben sich bereits an die Arbeit gemacht: Der RatSWD (Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten) stellt auf seiner Webseite eine Vielzahl von Forschungsinitiativen der Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften vor, die die Agilität der in diesem Feld Forschenden eindrücklich belegt.

Ein koordiniertes Vorgehen und die Förderung entsprechender Forschungsvorhaben sind wichtige Zukunftsinvestitionen. Die DFG hat eine interdisziplinäre Förderlinie ausgeschrieben und das Nationale Netzwerk des BMBF will Raum für die Erforschung sogenannter „Nicht-Pharmakologischer Interventionen“ bieten. Es ist wichtig, dass die geplante Nationale Taskforce des BMBF disziplinübergreifend aufgestellt wird und dass gesellschaftswissenschaftliche Forschung eine starke Rolle hat.

Zur Bewältigung der Folgen der Pandemie brauchen wir die Kompetenz der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false