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Erneut Buschbrände in Los Angeles: „Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit sich schnell ausbreitender Brände“
Die Rückkehr der Santa-Ana-Winde könnte in Los Angeles neue Waldbrände entfachen. Wissenschaftler warnen vor den langfristigen Folgen des Klimawandels. Doch wie gefährlich ist die Lage wirklich?
Stand:
In Los Angeles gab es rund zwei Wochen nach Ausbruch der Brände gab es neue Feuer, darunter im Nobelviertel Bel Air in West-Los Angeles. Die Feuerwehr konnte die Flammen dort eindämmen. Im Norden der Stadt mussten Tausende ihre Häuser verlassen, da sich das Feuer über 41 Quadratkilometer ausbreitete.
Bereits am Montag durch die Rückkehr der gefährlichen Santa-Ana-Winde ein erneutes Ausbrechen von Waldbränden. Die Behörden sprachen von „extremem Feuerwetter“. Noch aktive Feuer könnten wieder aufflammen und durch Funkenflug neue Brände auslösen.
Am Wochenende wird nun Regen in den betroffenen Regionen erwartet. Doch Entwarnung gibt es nicht: Nach den Flächenbränden drohen Erdrutsche und Überschwemmungen durch den zerstörten Bodenbewuchs.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten die als „Feuerwetter“ bezeichneten extremen Bedingungen der vergangenen Wochen unter anderem auch auf die Erderwärmung zurückgeführt. „Der Klimawandel spielt eine Rolle bei der Häufigkeit des sogenannten Feuerwetters im Westen der USA“, sagte Kaitlyn Trudeau, Senior Research Associate bei der US-Nichtregierungsorganisation Climate Central.
Trockenes, warmes und windiges Wetter erhöhe das Risiko, dass sich Waldbrände schnell ausbreiten. Mit dem Klimawandel werde die Wahrscheinlichkeit von intensiven, sich schnell ausbreitenden Bränden, wie wir sie derzeit in Kalifornien erleben, laut neuer Studien weiter zunehmen, so Trudeau.

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Rund um die südkalifornische Millionenstadt waren vor fast zwei Wochen mehrere große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich explosionsartig ausbreiteten. Mindestens 27 Menschen kamen ums Leben, die beiden größten Brände vernichteten fast 16.000 Hektar Land. Nachlassender Wind hatte die Ausbreitung der Flammen zuletzt jedoch verlangsamt und den erschöpften Feuerwehrleuten eine dringend benötigte Atempause verschafft.
Brände breiten sich schneller aus
„Dass die Waldbrände in Kalifornien so heftig sind, ist auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen. In den letzten drei Monaten hat es nur sehr wenig geregnet, was die Vegetation viel anfälliger für Brände gemacht hat“, erklärt Theo Keeping, Klima- und Umweltwissenschaftler am Imperial College London. Die sehr niedrige Luftfeuchtigkeit habe zudem feine Brennstoffe wie Gräser und Blätter am Boden besonders ausgetrocknet. Schließlich hätten die extrem starken Winde dazu geführt, dass sich die Brände schneller ausbreiteten und verstärkten.

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Solche Perioden mit geringen Niederschlägen und niedriger Luftfeuchtigkeit würden im Zuge des Klimawandels immer häufiger auftreten und an Intensität zunehmen. Der starke Wind hängt mit den Santa-Ana-Winden zusammen, bei denen ein Hochdrucksystem Luft aus dem Landesinneren der USA über Südkalifornien schiebt.
Meteorologen und Forschende waren eigentlich davon ausgegangen, dass dieser Effekt mit dem Klimawandel abnimmt. „Kürzlich haben Forschende jedoch herausgefunden, dass die warmen, hangabwärts gerichteten Winde, die mit Waldbränden in Verbindung gebracht werden, offenbar weiterhin auftreten”, sagt Theo Keeping.
Temperaturen steigen durch Brände
Waldbrände haben offenbar auch weitreichendere Folgen als bislang angenommen. Eine Studie zu den klimatischen Auswirkungen von Waldbränden in nordamerikanischen Nadelwäldern aus dem vergangenen Jahr zeigt zudem, dass die durch Brände veränderte Struktur von Baumkronen und Böden den Wärmeaustausch zwischen Wald und Atmosphäre über Jahrzehnte beeinflusst.
Ein Team um Manuel Helbig vom Deutschen Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) hat Daten bis zurück ins Jahr 1928 analysiert und festgestellt, dass abgebrannte Flächen in Kanada und Alaska über Jahrzehnte hinweg in den Sommermonaten tagsüber höhere Oberflächentemperaturen aufwiesen.

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Die Forschenden waren zu dem Ergebnis gekommen, dass im Sommer 2024 die nordischen Waldökosysteme Kanadas aufgrund zurückliegender Waldbrände durchschnittlich um 0,27 Grad wärmer waren als unberührte Gebiete. Diese Temperaturveränderungen hängen nach Ansicht der Forschenden mit einer veränderten Verdunstung und Reflexion des Sonnenlichts durch die Vegetation zusammen.
„Die Brände beeinflussen auch die Permafrostböden, was zu einer Erhöhung der Methanemissionen führen kann“, warnen die Autorinnen und Autoren. Die Studie von Manuel Helbig und Team vom GFZ war 2024 in der Fachzeitschrift „AGU Advances“ veröffentlicht worden.
Die Forschenden berechneten Szenarien bis 2050, die eine mögliche Zunahme der Brände und deren Folgen auf die Erwärmung prognostizieren. Ein starkes Ansteigen der verbrannten Waldfläche könnte die Jahresmitteltemperatur erheblich erhöhen, während eine moderate Zunahme kaum zusätzliche Effekte hätte. „Die Folgen für die Ökologie und das Klima sind tiefgreifend und erfordern eine verstärkte Aufmerksamkeit in der Klimaforschung“, erklärte Helbig.
„Unsere Untersuchungen machen auch deutlich, wie wichtig es ist, die Treibhausgasemissionen global zu senken“, so Helbig. Denn die Veränderung der Waldbrand-Dynamik könnten auch erhebliche Auswirkungen auf das Klima und Ökosystemdienstleistungen wie die Kohlenstoffspeicherung haben.
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