zum Hauptinhalt
Schrödinger nach seiner Antrittsvorlesung an der Universität Wien, 1956. Die Namen der Frauen sind auf dem Foto leider nicht vermerkt.

© Getty Images/brandstaetter images/Hulton Archive

Tagesspiegel Plus

Erwin Schrödinger und die Frauen: Wie ein sexistischer Biograf einen Skandal auslöste

Das zweifelhafte Vorgehen eines Schrödinger-Biografen ließ das Gerücht entstehen, der Physiker habe Teenager sexuell genötigt. Ein Berliner Forscherpaar zeichnet jetzt ein ganz anderes Bild.

Stand:

Der Quantenphysiker Erwin Schrödinger (1887-1961) sei nicht nur ein einzigartiger Forscher gewesen, sondern auch ein frauenverachtender Macho, der Teenager schwängert und dann im Stich lässt, sogar ein „serieller Missbrauchstäter“ und „Pädophiler“: So lauten die schweren Vorwürfe, die 2022 in der „Irish Times“ erhoben und von der internationale Presse weiterverbreitet wurden, und bis heute das Bild des Quantenphysikers als Privatmensch prägen.

Das Trinity College in Dublin benannte daraufhin auf Druck von Studierenden einen Physik-Lehrsaal um, der nach ihm benannt war. Auch an der Humboldt-Uni wurde zuletzt diskutiert, ob Schrödingers Name für ein Gebäude noch tragbar sei.

Dass die Vorwürfe allerdings auf falschen Fakten und Daten und medialer Skandalisierung fußen, legten Magdalena und Martin Gronau kürzlich in einem Vortrag am Berliner Zentrum für Literatur- und Kulturwissenschaften (ZfL) anhand vieler Quellenauszüge dar. Das Paar arbeitet am ZfL zur „Wissenschaftskultur der Quantenphysik“, vor allem deren Berührungen mit der Geisteswissenschaft. Sie hat zwei Doktortitel, in Literaturwissenschaft und in physikalischer Chemie, er ist Historiker und auf Wissenschaftsgeschichte spezialisiert.

Dem Tagesspiegel erklärten sie, welches Bild sich von Schrödinger zeichnet, wenn man genauer hinschaut.

1 Ein sexistischer Biograf

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })