
© dpa/Frank Hammerschmidt
Es wird immer heißer und trockener: WWF warnt vor eskalierenden Waldbränden durch Klimakrise
Hitze und Trockenheit nehmen zu, was das Risiko für Feuer im Wald deutlich erhöht, heißt es in einer neuen Studie. Ganz ohne den Menschen fängt es aber fast nie an zu brennen, sagt ein Experte.
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Die Umweltorganisation WWF hat vor eskalierenden Waldbränden durch die Klimakrise gewarnt. Sie verstärke Trockenheit und Hitze, was das Risiko für Waldbrände deutlich erhöhe, teilte die Organisation in der am Donnerstag veröffentlichten Studie „Feuerkompass – Waldbrände in Deutschland“ mit.
Vor allem die Trockenjahre 2018, 2019 und 2022 hätten die Waldbrandgefahr auf Rekordwerte steigen lassen. Zudem werde die Brandgefahr durch eine intensive Waldbewirtschaftung und fehlende Baumartenvielfalt gefördert.
Allein 2023 seien 1240 Hektar Wald in Deutschland verbrannt. Dies entspreche 157 Prozent des langjährigen Durchschnitts. „Die letzten Wochen mit starken Regenfällen waren leider nicht mehr als ein Pflaster auf einer offenen Wunde“, erklärte Albert Wotke vom WWF. Was früher Ausreißerjahre gewesen seien, entwickle sich heute zur Regel.
Besonders betroffen ist demnach Brandenburg. 2023 entfiel etwa die Hälfte der Waldbrandflächen in Deutschland auf dieses Bundesland. Dort gibt es sandige Böden und einen sehr hohen Kieferanteil, weshalb sich Waldbrände dort besonders schnell entzünden.
Es gibt keine Selbstentzündung von natürlichen Materialien in Wäldern aufgrund von Sonnenstrahlung oder Wärme.
Michael Müller, Professor für Waldschutz an der Technischen Universität Dresden
Nur rund vier Prozent der Waldbrände haben der Studie zufolge einen natürlichen Ursprung wie einen Blitzeinschlag. Die Mehrheit gehe auf Brandstiftung oder Fahrlässigkeit zurück. Besonders gefährlich seien ehemalige Truppenübungsplätze, wo alte Kampmittel die Brandbekämpfung erschwerten.
Die einzige „natürliche“ Brandursache: Blitzeinschlag
Auch sehr hohe Temperaturen brächten Wälder nicht von allein zum Brennen, sagt Michael Müller, Professor für Waldschutz an der Technischen Universität Dresden: „Es gibt keine Selbstentzündung von natürlichen Materialien in Wäldern aufgrund von Sonnenstrahlung oder Wärme.“
Direkte Sonneneinstrahlung könne auf Waldmaterialien maximal um die 60 Grad Celsius erreichen. Zur Zündung von Waldmaterialien, selbst wenn sie völlig trocken seien, brauche man aber wenigstens 300 Grad Celsius. „Damit ist die einzige natürliche Waldbrandursache, die wir in Deutschland haben, der Blitzeinschlag bei Gewitter“, so Müller. „Alles andere ist menschengemacht, reicht von der Entzündung durch alte Munition über Fahrlässigkeit und Unfälle bis durchaus sehr häufig zur Brandstiftung.“
Das Gefährliche sei nicht die Hitze an sich, sondern die Trockenheit, die durch den Klimawandel begünstigt werde, erklärte Müller. „Es brennt nicht, weil es warm ist. Es brennt, weil es trocken ist und Menschen Waldbrände verursachen. Im Wald haben wir immer Brennmaterial, rund um die Uhr, an jedem Tag des Jahres, Tag und Nacht. Das Material muss beim Entzünden jedoch trocken sein, und das passiert, wenn wir durch Klimawandel längere Dürreperioden haben.“
Experte sieht Überwachung und Bekämpfung gut aufgestellt
Der WWF forderte einen Kurswechsel in der Waldpolitik. Reine Nadelholzwälder müssten in robuste Mischwälder umgebaut werden. Diese gerieten seltener in Brand. Feuer in Mischwäldern seien zudem weniger heftig. Die Organisation forderte darüber hinaus einen ambitionierten Klimaschutz, der Hitzeperioden und Dürrephasen reduziert. Gleichzeitig könne jeder durch das Vermeiden offener Feuer Brände verhindern.
Grundsätzlich funktioniere die Überwachung und Bekämpfung von Waldbrand in Deutschland gut, sagt Müller. „Wir haben eines der besten Waldbrandüberwachungssysteme der Welt.“ Feuerwehren sind demnach im Durchschnitt eine Viertelstunde nach der Alarmierung vor Ort. 99 Prozent aller Waldbrände hierzulande blieben dadurch deutlich unterhalb von einem Hektar Fläche, also weniger als ein Fußballfeld. Dies bekomme die Feuerwehr innerhalb von ein bis zwei Stunden in den Griff.
Die größten Waldbrände nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland vor 50 Jahren, im August 1975 in der Lüneburger Heide. 13.000 Hektar Wald waren damals betroffen, sechs Feuerwehrleute und ein Polizist kamen beim Einsatz ums Leben. Auch damals war es ein sehr warmer Sommer, die Temperaturen stiegen auf bis zu 35 Grad Celsius. (AFP/KNA)
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