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Hochschulen: Europas Unis in der Krise

Europas Universitäten haben Angst vor der Wirtschafts- und Finanzkrise. Nach einer Umfrage fürchten viele Hochschulen finanzielle Einbußen.

Europas Universitäten haben Angst vor der Wirtschafts- und Finanzkrise. Nach einer Umfrage unter den nationalen Rektorenkonferenzen vom Januar und Februar zeichnen sich drei Trends ab: Die Regierungen in vielen Ländern kündigen Kürzungen bei den Staatszuschüssen für Forschung und Lehre an. In anderen Ländern werden Investitionsprogramme, die noch vor der Finanzkrise verabredet worden waren, infrage gestellt. Und etliche Regierungen fordern die Hochschulen ausgerechnet in Zeiten der Krise auf, sich noch offensiver um Forschungsförderung aus der Wirtschaft zu bemühen. Selbst in Ländern, die bisher noch nicht konkret mit Kürzungsprogrammen überzogen worden sind wie Deutschland und Großbritannien, nimmt die Angst zu.

In Österreich etwa kündigt die Regierung frühere Versprechen auf, die finanzielle Ausstattung in der Hochschulbildung zu verbessern. In Estland werden Budgetkürzungen in Höhe von drei Prozent für die Lehre und ein Prozent für die Forschung in Aussicht gestellt, in Ungarn sind es sieben Prozent. In Italien und Litauen wird mit einer zehnprozentigen Kürzung gerechnet, in Polen mit sechs bis sieben Prozent.

Besonders problematisch ist die Situation an jenen britischen Universitäten, die in das bankrotte Bankensystem in Island investiert hatten. Noch hofft man in Großbritannien allerdings, dass die Regierung frühere Zusagen einhält, die Ausgaben für Lehre um drei Prozent, die für Forschung um vier Prozent bis 2010 zu erhöhen.

In Spanien ist die Situation völlig unklar. In einzelnen Regionen werden den Universitäten umfangreiche Kürzungen angekündigt. Für Gesamtspanien hat jedoch die Regierung eine Erhöhung des Zuschusses von vier Prozent angekündigt, um den Hochschulen bei der Umstellung auf Bachelor und Master und auf den europäischen Hochschulraum zu helfen. In Portugal wurde im Hochschulbereich bereits so umfangreich gekürzt, dass im Augenblick noch keine weiteren Einschnitte angekündigt werden.

In der Schweiz erwarten die Universitäten bisher keine Kürzungen. Aber sie haben die Angst, dass Drittmittel aus der Wirtschaft in Zeiten der Finanzkrise nicht mehr so fließen werden wie bisher.

In Frankreich und Deutschland fallen die Einschätzungen bislang positiv aus. Mit der französischen Hochschulreform wurde den Universitäten pro Jahr eine Milliarde Euro zusätzlich in den nächsten fünf Jahren in Aussicht gestellt. In Deutschland sind im Rahmen des Konjunkturprogramms auch finanzielle Hilfen zur Verbesserung der Infrastruktur der Hochschulen vorgesehen. Aber es gibt neuerdings Befürchtungen, dass künftige Bund-Länder-Programme für eine bessere Personalausstattung finanziell schlechter dotiert werden als bisher angenommen.

Uwe Schlicht

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