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Der Bestand von Savannenelefanten ist seit 1964 um 70 Prozent zurückgegangen.

© dpa/Martin Schutt

Bestände in Afrika sinken „drastisch“: Forscher zählen immer weniger Elefanten

Daten aus 1300 Zählungen in 37 Ländern Afrikas zeigen, dass die Zahl der Elefanten auf dem Kontinent deutlich sinkt. Eine Art ist besonders betroffen.

Von Walter Willems

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Die Bestände der Elefanten in Afrika sind in den vergangenen gut 50 Jahren einer Studie zufolge drastisch gesunken: Die Zahl der Savannenelefanten (Loxodonta africana) sank in verschiedenen Lebensräumen von 1964 bis 2016 um durchschnittlich 70 Prozent.

Die Zahl der von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „vom Aussterben bedroht“ eingestuften kleineren Waldelefanten (Loxodonta cyclotis) sei sogar um 90 Prozent zurückgegangen, berichtet ein internationales Forschungsteam im Fachblatt „PNAS“, den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften.

Es handelt sich um die bislang vollständigste Erhebung zu afrikanischen Elefantenbeständen. „Die Studie zeigt das Ausmaß der Rückgänge und wie verbreitet sie quer über den Kontinent sind“, wird Hauptautor George Wittemyer von der Colorado State University in einer Mitteilung seiner Hochschule zitiert. „Sie beleuchtet, wie schnell sogar etwas so Großes und Auffälliges wie Elefanten verschwinden können.“

Der Druck durch den Menschen hat sich während der vergangenen 50 Jahre beschleunigt.

George Wittemyer, Colorado State University, Fort Collins, USA

Die Lebensräume und Populationen der beiden Elefantenarten seien in Afrika zunehmend aufgesplittert worden, schreibt die Gruppe: „Der Druck durch den Menschen hat sich während der vergangenen 50 Jahre beschleunigt.“ Große Bedrohungen seien der Verlust von Lebensraum, weil Land zugunsten der zunehmenden Bevölkerung umgestaltet werde, und der kommerzielle Handel mit Elefantenteilen. Gleichzeitig sei eine Abschätzung der Elefantenpopulationen schwierig, unter anderem wegen der Größe des Kontinents und auch wegen unterschiedlicher Methoden beim Zählen.

Situation noch gravierender, als die Zahlen zeigen

Die Berechnungen des Teams stützen sich auf Daten aus 475 Gegenden in 37 Staaten. Insgesamt flossen mehr als 1300 Zählungen ein, die dann auf andere Gebiete hochgerechnet wurden. Daraus leiteten die Forschenden Kalkulationen sowohl für die Waldelefanten ab, die im westlichen Afrika leben, als auch für die Savannenelefanten in der nördlichen Hälfte sowie im Osten und Süden des Kontinents. 

Demnach sind die Entwicklungen vor allem bei den Savannenelefanten regional und teilweise auch innerhalb der Regionen sehr unterschiedlich: Während die Bestände tendenziell in Ostafrika und vor allem in der Sahelregion stark unter Druck stehen, steigt ihre Zahl vor allem in jenen Teilen des südlichen Afrikas, wo die Tiere konsequent geschützt werden, besonders in Botsuana. Als Beispiel für einen erfolgreichen Schutz der stark bedrohten Waldelefanten nennt das Team den Pendjari-Nationalpark in Benin

In Ostafrika und in der Sahelregion stehen Elefantenpopulationen stark unter Druck, während im südlichen Afrika teilweise auch steigt, etwa in Botsuana.

© dpa/Andreas Drouve

Die tatsächliche Situation der Elefanten sei wohl noch gravierender als in der Studie berechnet, betont die Gruppe. Der Grund dafür: Die meisten direkt erhobenen Zahlen stammten aus Schutzgebieten, wo Wilderei und Zerstörung der Lebensräume weniger gängig seien als in ungeschützten Arealen.

Grundlage für Schutzmaßnahmen

Die Daten böten dennoch eine solide Grundlage für Diskussionen zum Umgang und zum Schutz der Großsäugetiere, schreibt das Team. „Der Kontext und die Lösungen an verschiedenen Orten können ziemlich unterschiedlich sein, aber es gibt Beispiele, wo Menschen diese Populationen wirksam handhaben und schützen“, so Wittemyer. 

Die Daten sollen nun Informationen dazu liefern, wo es sich besonders lohnen könnte, die begrenzten Ressourcen in den Schutz von Elefanten zu investieren. „Insgesamt gibt es einen Rückgang, aber uns geht es um die langfristige Stabilität der Arten“, sagt Wittemyer, der den wissenschaftlichen Beirat der Organisation „Save the Elephants“ leitet: „Ich denke, das können wir an vielen Orten tun, aber nicht an allen.“ (dpa)

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