
© University of British Columbia (A.Trites), Dalhousie University (S. Fortune), Hakai Institute (K. Holmes), Leibniz Institute for Zoo and Wildlife Research (X. Cheng)
Gemeinsame Jagd auf Lachse: Orcas und Delfine arbeiten zusammen
Vor Kanada filmen Forscher Orcas und Delfine beim kooperativen Jagen. Die Tiere folgen einander und spüren gemeinsam Beute auf. Aber warum? Es gibt einen Verdacht.
Stand:
Orcas bilden vor der kanadischen Pazifikküste ungewöhnliche Jagdgemeinschaften: In den Gewässern rund um Vancouver Island wurden sie beim kooperativen Jagen mit Pazifischen Weißseitendelfinen (Lagenorhynchus obliquidens) beobachtet. Das berichtet ein kanadisches Forschungsteam in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“, begleitet von Videos auf der Plattform YouTube.
Zu sehen, wie sie synchron mit Delfinen tauchen und jagen, verändert unser Verständnis komplett.
Sarah Fortune, Dalhousie University, Halifax
Pazifische Weißseitendelfine sind den Forschenden zufolge regelmäßig dabei zu sehen, wie sie wenige Meter entfernt von Orcas (Orcinus orca) – auch Schwertwale genannt – entlang der Küste jagen. Da zwischen den beiden Arten bislang weder aggressive Auseinandersetzungen noch Ausweichverhalten registriert wurden, gab es Vermutungen, sie könnten möglicherweise eher kooperieren als konkurrieren.
Jagd auf Königslachse
Das Forschungsteam um Sarah Fortune von der Dalhousie University in Halifax (Kanadische Provinz Nova Scotia) untersuchte im August 2020 zwei Wochen lang das Verhalten von neun ortstreuen Orcas rund um Vancouver Island – mit Bewegungsdaten, Unterwasseraufnahmen, akustischen Messungen und Drohnenbildern.
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Insgesamt dokumentierte das Team 258 gemeinsame Sichtungen mit Delfinen. Mehr als 100 Mal orientierten sich die Orcas an diesen Tieren, und bei gemeinsamen Interaktionen zeigten die Wale stets Jagdverhalten. In 25 Situationen änderten sie nach Begegnungen mit den Delfinen ihren Kurs und folgten ihnen bei Tauchgängen. Umgekehrt geschah das nicht. Möglicherweise fungieren die Delfine als „Scouts“ für die Orcas, vermutet die Gruppe.
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Dies könnte ihnen dabei helfen, Königslachse (Oncorhynchus tshawytscha) zu erbeuten. Diese bis 1,5 Meter langen und 60 Kilogramm schweren Lachse – auch Quinnat oder Chinook-Lachs genannt – sind dem Team zufolge viel zu groß, als dass die bis zu zweieinhalb Meter großen Delfine sie selbst erlegen könnten.
Autoren vermuten Win-win-Situation
Insgesamt registrierten die Forschenden acht Fälle, in denen Orcas solche Lachse fingen und mit Artgenossen teilten. In vier dieser Situationen waren Delfine in unmittelbarer Nähe. Einmal fraßen die Delfine nachweislich Reste eines ausgewachsenen Lachses, den die Orcas in kleine Stücke zerteilt hatten. Aggressionen vonseiten der Orcas wurden nicht registriert.
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Die Autorinnen und Autoren vermuten, dass die Delfine den Walen bei der Futtersuche helfen und im Gegenzug von Beuteresten profitieren. Zudem könnte die Nähe ortstreuer Orca-Verbände sie möglicherweise vor durchziehenden, potenziell gefährlichen anderen Orca-Gruppen schützen. Ob diese Form der Zusammenarbeit häufiger vorkommt und in welchem Maße beide Gruppen davon profitierten, müsse weiter untersucht werden.
„Wir wissen seit langem, dass Schwertwale mit Pazifischen Weißseitendelfinen interagieren, aber zu sehen, wie sie synchron mit Delfinen tauchen und jagen, verändert unser Verständnis dieser Treffen komplett“, wird Fortune in einer Mitteilung ihrer Universität zitiert. (dpa)
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