
© Angelika Schwaff
Geraldine Rauch abgewählt: Fatma Deniz wird neue Präsidentin der TU Berlin
Bei der Präsidentenwahl an der Technischen Universität Berlin hat sich die Informatikerin Fatma Deniz gegen die Amtsinhaberin Geraldine Rauch durchgesetzt.
Stand:
Die Technische Universität Berlin bekommt eine neue Präsidentin. Die bisherige Vizepräsidentin Fatma Deniz wurde am Mittwochmittag vom Erweiterten Akademischen Senat mit mehr als zwei Dritteln der Stimmen gewählt. Geraldine Rauch, die amtierende Präsidentin, wurde damit abgewählt. Deniz erhielt 42 Stimmen, Rauch 18. Eine Stimme war ungültig.
Im ersten Wahlgang vor einer Woche hatte Deniz mit 30 Stimmen die nötige absolute Mehrheit von 31 Stimmen noch knapp verpasst. Rauch erhielt damals 19 Stimmen.
Drei weitere Kandidaten hatten nach dem ersten Wahlgang ihre Kandidaturen zurückgezogen: die TU-Professorin Steffi Knorn (neun Stimmen in der ersten Runde), Urs Peuker, Chief Digital Officer der Technischen Universität Freiberg (zwei Stimmen), und der Direktor eines sicherheitspolitischen Thinktanks, Tim Stuchtey, der keine Stimme erhielt.
Ich nehme die Aufgabe mit viel Zuversicht und Respekt an.
Fatma Deniz, gewählte Präsidentin der TU Berlin
Deniz sagte jetzt unmittelbar nach der Wahl vor den Unimitgliedern: „Ich bin sehr glücklich. Ich nehme die Aufgabe mit viel Zuversicht und Respekt an.“ Eine erneute Fragerunde vor der Abstimmung war auf der Tagesordnung nicht mehr vorgesehen. Der Antrag, doch eine durchzuführen, wurde am Anfang der Sitzung von einer Mehrheit der Mitglieder abgelehnt.
Deniz (42) ist Professorin für Informatik und amtiert seit 2024 als Vizepräsidentin für Digitalisierung und Nachhaltigkeit an der TU. Bevor sie an die TU kam, hatte sie Stationen unter anderem an der University of California in Berkeley sowie am Caltech, ebenfalls in Kalifornien. Deniz forscht an der Schnittstelle von Informatik, Neurowissenschaften und Datenwissenschaft, mit einem besonderen Fokus auf Sprachverarbeitung im Gehirn und in technischen Systemen. Deniz ist gebürtige Münchnerin, wuchs aber in der Türkei auf und kam erst wieder zum Studium zurück nach München.
Im Wahlkampf hatte sie sich unter anderem für die schnelle Erarbeitung einer Zukunftsstrategie für die TU eingesetzt, sowie für eine deutliche Beschleunigung von Verwaltungsprozessen an der Uni. „Unser gemeinsames Ziel ist eine moderne Technische Universität in der Hauptstadt zu schaffen, die wissenschaftliche Exzellenz lebt. Dafür brauchen wir verlässliche Strukturen und eine Kultur, in der Lernen, Entwicklung und klare Verantwortung selbstverständlich sind“, zitierte die TU Deniz im Anschluss an die Wahl in einer Mitteilung. Sie soll ihr Amt am 1. April 2026 antreten.
An der TU wird die Präsidentin oder der Präsident alle vier Jahre gewählt, die Wahl jetzt fand turnusgemäß statt. Geraldine Rauch (43), Professorin für Medizinische Biometrie, ist seit 2022 Präsidentin.
Rauch wurde durch ihren Einsatz für politische und soziale Themen über die Hochschule hinaus bekannt, löste aber auch immer wieder Kontroversen aus. Vor allem die Vorwürfe um das Liken eines antisemitischen Tweets im vergangenen Jahr hatten ein enormes öffentliches Echo. Zuletzt musste sich Rauch vor allem mit den massiven Kürzungen des Landes Berlin in den Hochschuletats auseinandersetzen. Anders als ihre Gegenkandidaten wollte Rauch hier auf Konfrontation mit der Politik setzen.
Die Technische Universität Berlin ist mit 32.500 Studierenden und rund 350 Professorinnen und Professoren eine der größten technischen Hochschulen in Deutschland.
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