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Alle zwei Minuten verliert eine Frau wegen Komplikationen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft ihr Leben. (Archivbild)

© Tsvangirayi Mukwazhi/AP/dpa

Müttersterblichkeit stark gesunken: Finanzierungslücken gefährden erreichte Fortschritte

Schwangerschaft, Geburt und die Tage danach sind für viele Frauen eine gefährliche Phase. Nach langem Rückgang der Todeszahlen deutet sich regional ein besorgniserregender Trend an.

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Dank besserer Vorsorge und Betreuung ist die Sterblichkeitsrate von Müttern bei der Geburt weltweit innerhalb von weniger als 25 Jahren um 40 Prozent gesunken. Darauf weist die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Weltgesundheitstag (7. April) hin. Sie warnt zugleich, dass die positive Entwicklung wegen der Einbrüche bei der humanitären Hilfe für ärmere Länder wieder umgekehrt werden könnte. 

Weltweit sind nach Angaben der WHO im Jahr 2023 rund 260.000 Frauen vor, während und kurz nach der Geburt ihres Kindes gestorben. Alle zwei Minuten verliere eine Frau wegen Komplikationen im Zusammenhang mit der Schwangerschaft ihr Leben. Die Zahlen zur Müttersterblichkeit seien inakzeptabel. „Die meisten dieser Todesfälle wären vermeidbar“, heißt es von der WHO. 

346
Frauen sterben in Ländern mit geringem Einkommen pro 100.000 Geburten.

Während in Ländern mit niedrigem durchschnittlichen Einkommen etwa 346 Frauen pro 100.000 Lebendgeburten sterben, sind es in Ländern mit hohem Einkommen nur etwa 10. Todesursachen sind unter anderem schwere Blutungen nach der Geburt und Infektionen. 

Vier Länder verzeichnen fast die Hälfte der Todesfälle

Am schlimmsten sei die Situation für die Frauen in Nigeria. Allein dort sind laut WHO 2023 rund 75.000 Frauen bei oder kurz nach der Geburt ihres Kindes gestorben. Hohe Todeszahlen weisen auch Indien, die Demokratische Republik Kongo und Pakistan auf. Die vier Länder verzeichnen den Angaben zufolge fast die Hälfte aller weltweiten Fälle. Europa gehört mit insgesamt 450 Todesfällen 2023 zu den Regionen mit besonders geringer Müttersterblichkeit. 

Die WHO erkennt einen besorgniserregenden Trend: In den USA, die bisher ebenfalls eine sehr geringe Müttersterblichkeit aufwiesen, sei ein Anstieg zu beobachten, so eine Sprecherin. In Lateinamerika wiederum seien in den vergangenen Jahren nur geringe Fortschritte beobachtet worden.

WHO: Ziel wird bei jetzigem Tempo verfehlt

Zum sogenannten Lebenszeitrisiko eines Todes im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt rechnet die WHO auch unsichere Abtreibungsmethoden. „Um Todesfälle bei Müttern zu vermeiden, ist es von entscheidender Bedeutung, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern“, teilt die WHO mit. „Alle Frauen, einschließlich Jugendliche, müssen Zugang zu Verhütungsmitteln, sicheren Abtreibungsdiensten im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und zu qualitativ hochwertiger Betreuung nach dem Schwangerschaftsabbruch haben.“

Abtreibungen sind ein rotes Tuch für die neue US-Regierung. Zahlreiche US-Bundesstaaten haben das Recht auf Abtreibungen, die dort sicher durchgeführt wurden, massiv eingeschränkt. Der Einsatz der Organisation für sichere Schwangerschaftsabbrüche ist einer der Gründe für den Austritt aus der WHO, den US-Präsident Donald Trump verfügt hat. 

Bei der aktuellen Entwicklung werde das Ziel der WHO, bis 2030 die Müttersterblichkeit unter ein Niveau von 70 Todesfällen je 100.000 Geburten zu senken, deutlich verfehlt, hieß es. Seit 2016 hätten sich die Verbesserungen bereits merklich abgeschwächt. (dpa)

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