
© dpa/Marijan Murat
Große Umfrage unter Lehrkräften: Verhalten der Schüler wird zunehmend zur Herausforderung
Obwohl das Klima im Klassenzimmer rauer wird, üben die meisten Lehrkräfte dem Schulbarometer zufolge ihren Beruf gerne aus. Zugleich beklagen sie mangelnde Demokratiebildung. Bei KI sind sie skeptisch.
Stand:
Lehrermangel, schlechte Ausstattung und keine Zeit: Trotz vielfältiger Probleme an deutschen Schulen sind viele Lehrer zufrieden mit ihrem Beruf und würden diesen wieder wählen. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung hervor.
In der Umfrage unter mehr als 1500 Lehrkräften gab die große Mehrheit (84 Prozent) an, zufrieden mit der beruflichen Situation zu sein. Demnach würden sich 70 Prozent wieder für den Lehrerberuf entscheiden. 90 Prozent arbeiteten gerne an ihrer eigenen Schule.
Allerdings gaben in der Umfrage 42 Prozent der Lehrkräfte das Verhalten der Schüler als „zentrales Problem“ an. Im Schulbarometer aus dem vergangenen Jahr sagten das noch 35 Prozent. An Haupt-, Real- und Gesamtschulen stimmte in diesem Jahr sogar gut jeder zweite Lehrer (52 Prozent) der Aussage zu.
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Auf dem zweiten Platz der größten Herausforderungen landeten eine hohe Arbeitsbelastung und chronischer Zeitmangel. Mittlerweile 34 Prozent der Befragten (2024: 28 Prozent) fühlen sich mehrmals pro Woche erschöpft, 10 Prozent sogar täglich.
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Als weniger problematisch wird mittlerweile der Lehrkräftemangel angesehen. Nur jeder Fünfte (20 Prozent) bezeichnete das als größte Schwierigkeit.
Defizite bei der Demokratiebildung in Schulen
Erstmals wurde für das Schulbarometer untersucht, wie Lehrkräfte die Demokratiebildung einschätzen. Demnach ist mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Meinung, dass in diesem Bereich mehr getan werden müsste.
Als größtes Hindernis dafür nennen drei Viertel (77 Prozent) den Mangel an Unterrichtszeit. Fast die Hälfte (45 Prozent) sieht zudem fehlendes Fachwissen des Kollegiums als problematisch an.
Dabei berichten in der Studie Lehrer aus dem Osten häufiger von Desinteresse im Kollegium (38 Prozent) als im Westen (26 Prozent). Im Osten werden auch die Sorge vor Konflikten unter den Schülern und befürchtete Widerstände von Eltern häufiger als Hindernis genannt als im Westen.
Große Skepsis gegenüber KI im Unterricht
Ebenfalls zum ersten Mal wurden Lehrkräfte zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Unterricht befragt. Demnach betrachtet dies eine Mehrheit von 61 Prozent skeptisch, weil sie dadurch soziale und kommunikative Fähigkeiten sowie das kritische Denken der Schüler als gefährdet ansehen.

© dpa/Soeren Stache
Zugleich fühlen sich viele Lehrerinnen und Lehrer beim Thema KI offenbar nicht sattelfest. Knapp zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) bezeichneten sich als unsicher im Umgang mit KI-Tools wie ChatGPT.
Zudem wendet die Mehrheit der befragten Lehrkräfte die Tools auch nur selten an. Mehr als die Hälfte nutzt KI demnach seltener als einmal im Monat – knapp ein Drittel verzichtet ganz darauf.
Wer sie hingegen nutzt, setzt sie vor allem für die Aufgabenerstellung und zur Unterrichtsplanung ein. Positiv sehen die Lehrkräfte zudem, dass sie mithilfe von KI stärker auf individuelle Lernbedürfnisse ihrer Schüler eingehen können. 65 Prozent der Befragten sehen darin einen Vorteil. Zudem erkennen 57 Prozent bei der KI ein Potenzial für personalisiertes Lernen.
„ChatGPT und vergleichbare Anwendungen sind längst Teil der Lebenswelt junger Menschen und lassen sich auch durch Verbote nicht mehr aus dem schulischen Alltag verbannen“, erklärte Dagmar Wolf, Leiterin des Bildungsbereichs der Robert-Bosch-Stiftung.
Sie rief Lehrer dazu auf, eigene Erfahrungen mit der Technologie zu sammeln. Bei richtigem Einsatz könne KI Lehrer entlasten und ihnen mehr Freiraum für pädagogische Aufgaben geben.
„Darüber hinaus sind systematische Fortbildungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unterricht unerlässlich“, so Wolf. Nur so könnten Schülerinnen und Schüler einen reflektierten und verantwortungsvollen Umgang mit KI erlernen. (KNA, dpa, AFP)
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