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Eine Professorin steht im Hörsaal vor einer Tafel (Symbolbild).

© imago images/Westend61 / Joseffson via www.imago-images.de

Humboldts Gender-Pay-Gap: Professorinnen verdienen 727 Euro weniger

Die Humboldt-Universität hat ermittelt, inwiefern Professorinnen schlechter bezahlt werden als Professoren. Hintergrund des Gender-Pay-Gaps sind Zulagen auf das Grundgehalt.

Die Humboldt-Universität hat mit einer uniweiten Umfrage ermittelt, wie groß das Lohngefälle zwischen Professoren und Professorinnen ist. Auch wenn HU-Präsidentin Julia von Blumenthal die Ergebnisse als „nicht dramatisch“ bezeichnet – unerheblich sind sie nicht. So verdient eine Frau in der höchsten Besoldungsgruppe W3 für beamtete Hochschullehrende im Schnitt 727 Euro monatlich weniger als ihr männlicher Kollege.

Wie ist das möglich, wo doch die Besoldungsgruppen feststehen? Nach der Föderalismusreform von 2006 haben die Länder die Gehälter von Professor:innen von der C- auf die W-Besoldung und damit auf altersunabhängige Grundgehälter umgestellt. Diese werden durch individuell mit der Uni vereinbarte Zulagen beziehungsweise Leistungszuschläge aufgestockt. Und dabei können Frauen in führenden Positionen der Wissenschaft ihre Ansprüche offensichtlich nicht im selben Maße wie Männer geltend machen.

In der Besoldungsgruppe W2 macht der Geschlechter-Unterschied 327 Euro aus, bei W1-Professuren (Juniorprofessuren) sind es 79 Euro – immer zum Nachteil der Frauen. Anteilig ausgedrückt geht es bei den Leistungsbezügen für W2-Professorinnen um eine Lücke von im Schnitt 21,2 Prozent und um 4,1 Prozent beim Gesamtgehalt. Bei den weiblich besetzten W3-Professuren sind es im Vergleich der Zulagen 25,4 Prozent und beim Gesamtgehalt 7,1 Prozent. Das führte Julia von Blumenthal am Dienstag im Akademischen Senat aus.

Differenziert nach Fächergruppen sind die Unterschiede groß: In geisteswissenschaftlichen Fächern beträgt der Gender-Pay-Gap 9,6 Prozent, in den Lebens- und Naturwissenschaften sind es nur 1,8 Prozent. „Das ist ein bemerkenswertes Ergebnis“, kommentierte die HU-Präsidentin. Bei Berufungsverhandlungen mit den in diesen Fächern unterrepräsentierten Frauen, für die gleichwohl ein steigender Anteil an den Professuren angestrebt wird, „legen wir etwas auf den Tisch, um sie zu gewinnen“.

Von Blumenthal begründete auch, warum das Gehaltsgefälle an der HU aus ihrer Sicht „nicht dramatisch“ sei: In Nordrhein-Westfalen beispielsweise liege es je nach Fächergruppe insgesamt bei 20 bis 50 Prozent. Gleichwohl werde das Präsidium bei Berufungsverhandlungen an der HU künftig verstärkt darauf achten, „dass es kein Gender-Pay-Gap mehr gibt“.

Die Präsidentin berichtete zudem, dass demnächst eine berlinweite Erhebung des Gender-Pay-Gaps in der Professor:innenschaft geplant sei.

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