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Einsamkeit unter Jugendlichen kann zur stillen Entfremdung von der Politik führen, so die Studie.

© dpa/Paul Zinken

Jugend in der Krise: Einsamkeit kann zur Gefahr für die Demokratie werden

Einsamkeit trifft viele junge Menschen – und sie untergräbt das Vertrauen in Politik und Demokratie. Laut Bertelsmann-Studie steigt damit auch die Anfälligkeit für Radikalisierung.

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Einsamkeit kann einer Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge das Vertrauen jüngerer Menschen in Politik und Demokratie untergraben. Jüngere, die sich selbst als einsam empfinden, fühlen sich in ihren Interessen und Ansichten stärker übergangen, wie die Stiftung am Montag in Gütersloh unter Verweis auf die Ergebnisse einer Befragung von 16- bis 30-Jährigen in Deutschland berichtete. Demnach fühlen sich etwa zehn Prozent von ihnen stark einsam.

Wer sich als junger Mensch in Deutschland einsam fühlt, ist nicht nur unzufriedener mit der Demokratie – er oder sie zweifelt auch zunehmend daran, ob gesellschaftliches Engagement überhaupt etwas bewirken kann. Zu diesem Befund kommt die aktuelle Studie. Die Autor:innen warnen: Einsamkeit unter Jugendlichen fördere politische Entfremdung und könne langfristig in Radikalisierung münden. „Einsamkeit ist damit nicht nur ein individuelles oder soziales Problem, sondern eine reale Gefahr für die Demokratie“, heißt es in der Analyse.

Das Misstrauen gegenüber Politik und Demokratie ist in dieser Gruppe der stark Einsamen wiederum stärker ausgeprägt als bei den weniger einsamen Gleichaltrigen. 76 Prozent der stark Einsamen vertreten die Meinung, dass die Politik die Sorgen der jungen Generation nicht ernst nimmt. Bei den nicht einsamen 16- bis 30 Jährigen sind es mit 61 Prozent deutlich weniger.

Politisches Desinteresse

Rund 50 Prozent der stark einsamen jüngeren Menschen glauben demnach nicht, dass Politikerinnen und Politiker auf der Bundesebene ihre Ansichten und Werte vertreten. Unter ihren nicht einsamen Altersgenossen sind es 35 Prozent. Laut Studie könnte dies bei der Verfestigung des Einsamkeitsgefühls eine Entfremdung von der Demokratie und politisches Desinteresse befördern.

Betroffene könnten demnach auch anfälliger für populistische Positionen werden. „Einsame junge Menschen zweifeln sehr daran, dass Politik ihre Interessen ernst nimmt“, erklärte Bertelsmann-Expertin Anja Langness. Politik müsse jungen Menschen „zuhören und sie einbeziehen“. Nötig sei „eine gesellschaftspolitische Gesamtstrategie zur Einbindung junger Menschen, um Einsamkeit zu bekämpfen und ihr Engagement zu fördern“.

Die Studienverfasserinnen und -verfasser empfehlen in diesem Zusammenhang neben „bezahlbaren Freizeit- und Kulturangeboten“ auch jugendspezifische kostenlose „Begegnungsräume“. Dazu zählen sie Jugendzentren, Stadtteilcafés sowie spezielle „digitale Orte“ zur Förderung von sozialem Austausch. Vor allem auf kommunaler Ebene sollten zudem „neue und niedrigschwellige Möglichkeiten“ zur Beteiligung von Jugendlichen entstehen. Diese müssten „echte Mitgestaltung erfahren und sich als Teil der Gesellschaft erleben“.

Die Untersuchung basiert auf Ergebnissen einer Befragung mit dem Titel „Jung, einsam – und engagiert?“ für die Bertelsmann-Stiftung aus dem vergangenen Jahr. Demnach fühlen sich zehn Prozent der Menschen im Alter 16 bis 30 Jahren in Deutschland stark einsam, weitere 35 Prozent moderat einsam. Diese Ergebnisse wurden schon zuvor veröffentlicht. An der Umfrage nahmen im März 2024 nach Angaben der Stiftung etwa 2500 Menschen teil. (AFP/Kix)

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