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Das lange nicht mehr bewirtschaftete Feld oben links unterscheidete sich deutlich von verbliebener ursprünglicher Grassteppe (unten rechts) in Cedar Creek, Minnesota (USA).

© Forest Isbel

Langsame Erholung von Brachland: Landwirtschaft mindert Pflanzenvielfalt langfristig

Keine vollständige Erholung ohne Hilfe: Noch Jahre nach landwirtschaftlicher Nutzung ist die pflanzliche Vielfalt im Vergleich zu unberührten Flächen eingeschränkt.

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Ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen benötigen Jahrzehnte, bis sich die Artenvielfalt der Vegetation erholt. Ohne Renaturierungsmaßnahmen kann sich diese Erholung noch weiter herauszögern und bleibt häufig unvollständig, berichtet ein Forschungsteam unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) im „Journal of Ecology“.

Die Landwirtschaft gilt als einer der wesentlichen Störfaktoren ökologischer Systeme. Landnutzung, unter anderem die Umwandlung natürlicher Lebensräume in landwirtschaftliche Flächen, ist weltweit der wichtigste Treiber für den Verlust der Biodiversität.

Nach 80 Jahren immer noch geringerer Artenreichtum

Das Forschungsteam hat untersucht, wie sich die Biodiversität und die Zusammensetzung der Arten auf 17 Graslandflächen im US-Bundesstaat Minnesota erholt. Diese Flächen wurden in der Vergangenheit gepflügt und landwirtschaftlich genutzt, die Nutzung wurde jedoch zwischen 1927 und 2015 eingestellt. Die Forschenden verglichen diese stillgelegten Flächen mit Grasland, das nie bestellt worden war.

Die Flächen hatten sich selbst nach 80 Jahren noch nicht erholt. Im Vergleich zu den unberührten Flächen lag die Zahl der Arten im Durchschnitt um ein Drittel niedriger. Kurz nach der Stilllegung siedelten sich auf den alten Feldern vor allem wenig störungsanfällige Arten an. Nach und nach kamen auch solche Pflanzen wieder vor, die typischerweise auf den unberührten Flächen zu finden waren. Allerdings gab es auch 63 einheimische Arten, die ausschließlich auf unberührtem Grasland zu finden waren.

„Indem wir uns genau anschauen, wie sich die Artenzusammensetzung in verschiedenen Größenordnungen erholt, bekommen wir ein besseres Verständnis davon, welche Arten im Fokus von Renaturierungen stehen könnten und wie wir den Ökosystemen helfen können, sich zu erholen“, erklärt der leitende Forscher Stan Harpole. Dies könne etwa durch Aussäen oder Pflanzen von Arten geschehen, von denen bekannt sei, dass sie sich auf den alten Feldern nicht von allein ansiedeln. Management der Flächen könnte zudem den Wettbewerb exotischer Pflanzen mit einheimischen Arten reduzieren.

Die Ergebnisse könnten helfen, die Ziele für Renaturierungen besser einzuordnen, wie sie bei internationalen Plattformen wie kürzlich auf der Biodiversitätskonferenz der UN diskutiert wurden. (Tsp)

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