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Leben der Eichhörnchen in Berlin: Stress durch Katzen, weniger durch Hunde
Wildtierkameras in der Stadt zeigen, wie die rothaarigen Nager auf Störungen reagieren. Dass Hunde sie wenig stören, hat einen Grund.
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Eichhörnchen sind in Berliner Parks und auf Friedhöfen häufig zu sehen. Wie die Art in der Stadt zurechtkommt, ist aber kaum bekannt. Wie schaffen es die flinken Nager zum Beispiel, sich den vielen Gefahren durch Menschen und seine Haustiere, aber auch Beutegreifer zu entziehen?
Mithilfe von Wildtierkameras hat ein Berliner Forschungsteam diese Frage nun untersucht und die Ergebnisse im Fachblatt „Frontiers in Ecology and Evolution“ vorgestellt. „Unsere Untersuchung zeigt, dass Eichhörnchen in erster Linie ihr Verhalten ändern, um Beutegreifern auszuweichen und nicht den Menschen“, wird die Studienleiterin Stephanie Kramer-Schadt in einer Mitteilung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung zitiert. Ihr Team hatte mit Unterstützung von 200 Bürgerwissenschaftlern Daten zwischen 2019 und 2020 erhoben. Die Freiwilligen richteten die Kamerafallen in ihrem Garten auf den Boden offener Bereiche.
Besonders problematisch sind demnach Katzen, die frei herumstreifen. Ihre ständige Präsenz zwinge die Eichhörnchen dazu, permanent wachsam zu sein und ihr Verhalten laufend anzupassen, sagen die Forschenden. Sie meiden bestimmte Zeiten und Orte, wenn Katzen in der Nähe sind, um nicht zur Beute zu werden. Damit bleibt den Nagern weniger Zeit, nach Nahrung zu suchen. Dass Freigänger-Katzen der heimischen Fauna massiv schaden, ist kein Geheimnis: Schätzungen von Umweltverbänden zufolge töten sie allein in Deutschland jedes Jahr zig Millionen Wildvögel.

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Wo Hunde sind, ergreifen die Eichhörnchen zwar auch die Flucht. Doch in ihren stündlichen und saisonalen Analysen spiegelte sich dies nicht wider, die Tiere waren also genauso aktiv in Gärten mit und ohne Hunden. Zu dieser Einschätzung gelangte das Team indirekt: Fotos mit Hunden wurden aus Datenschutzgründen aus dem Datensatz entfernt, da sich diese in der Regel in der Begleitung von Menschen unterwegs sind. Damit war nur bekannt, ob Hunde sich generell in den jeweiligen Gärten aufhielten.
Hunde unter Aufsicht
Prinzipiell ließe sich der Einfluss von Hund und Mensch bei solchen Untersuchungen schwer auseinanderhalten. Hunde sind an der Leine oder nahe bei ihren Haltern. Diese können daher auch eingreifen, wenn ihr Vierbeiner Wildtieren nachsetzt. „Katzen hingegen bewegen sich meist völlig frei und ohne menschliche Aufsicht und schleichen sich an die Beute heran“, sagt die Studienautorin Sinah Drenske dem Tagesspiegel. „Das macht es wahrscheinlicher, dass Katzen kleinere Tiere erbeuten können, im Vergleich zu Hunden.“
Auf Marder, natürliche Feinde des Eichhörnchens, konnten sich die Tiere dagegen besser einstellen, da diese in der Nacht und damit zeitlich begrenzt aktiv sind. Und Menschen scheinen Eichhörnchen sogar gutzutun: Während der Covid-Lockdowns nahm die Aktivität der Nager zu, obwohl die Menschen häufiger zu Hause waren. Die Forscher führen dies darauf zurück, dass Bewohner damals in ihren Gärten Wildpflanzen setzten und Wildtiere gefüttert hätten. Zudem würden Greifvögel Gärten meiden, in denen sich regelmäßig Menschen aufhalten.
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