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Lehrkräfteausbildung in Berlin: Streit im Senat verschärft sich
Die Bildungsverwaltung widerspricht erneut Wissenschaftssenatorin Czyborra, wie viele Lehrkräfte die Hochschulen Berlins ausbilden müssten. Czyborras Aussagen würden der Situation an den Schulen nicht gerecht.
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Wie viele Lehrkräfte müssen die Berliner Unis ausbilden, damit die Schulen langfristig genügend Pädagogen einstellen können? Um diese Frage ringen Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) und Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) kontrovers miteinander. Letztere hat Sorge, dass die Wissenschaftsseite den Bedarf deutlich unterschätzt.
Nachdem die beiden Senatorinnen sich bereits vor kurzem im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses bei dem Thema uneins waren, widerspricht die Bildungsverwaltung nun erneut ausdrücklich Czyborra. Sie hatte sich im Interview mit dem Tagesspiegel zum Plan für Berlins Lehrkräfteausbildung geäußert.
„Die Ausführungen der Wissenschaftssenatorin stellen den Sachverhalt leider verkürzt dar“, teilte ein Sprecher Günther-Wünschs dem Tagesspiegel mit. Czyborra beziehe sich auf einen Teil der Modellrechnung zum Lehrkräftebedarf, der „der Situation an den Schulen nicht wirklich gerecht wird“.
Czyborra hatte im Interview von 1500 bis 1600 Vollzeitstellen gesprochen, die in sieben Jahren gebraucht würden (das bezieht sich auf die Zeit, wenn die aktuellen Studierendenkohorten fertig werden). Wiederholte Äußerungen von Günther-Wünsch, dass deutlich mehr nötig seien, tat sie als „Missverständnis“ ab: Günther-Wünsch würde vom Einstellungsbedarf heute reden, der aber nichts über den Bedarf in der Zukunft aussage.
Aus der Bildungsverwaltung kommt jetzt ein anderes Bild der Lage. Die Modellrechnung sehe für 2031/32 ganz im Gegenteil einen Einstellungsbedarf von insgesamt 3512 Vollzeitstellen vor. Dabei sind auch befristete Einstellungen berücksichtigt. Für die befristeten Einstellungen stehen oft nicht umfassend ausgebildete Personen zur Verfügung. Günther-Wünsch hat aber wiederholt gesagt, sie wolle auch für diesen Kreis Personen mit einem kompletten Lehramtsstudium einstellen.
Noch dramatischer sieht es aus, wenn man zusätzlich das Lehrkräftedefizit mit einrechnet, das aus den Folgejahren übernommen wird. Dann kommt man sogar auf 5092 Einstellungen im Jahr 2031/32, wie die Aufstellung der Bildungsverwaltung weiter zeigt. Das wäre auch „statistisch sauber“, wie der Sprecher sagt. Czyborras Ansatz blende dagegen sowohl die befristeten Stellen als auch das akkumulierte Defizit aus: Nur so könne sie auf ihre niedrigere Zahl kommen, heißt es aus der Verwaltung.
Die Prognosen sind auch vor dem Hintergrund der massiven Kürzungen in der Wissenschaft wichtig. Je weniger Lehrkräfte die Unis ausbilden müssen, desto weniger Geld müssen sie ausgeben. Die Hochschulen haben inzwischen mehrfach betont, dass der ursprünglich vorgesehene Ausbau nicht zu finanzieren ist.
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