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Weizen

© dpa

Klimaschutz: Mais als Kühlmittel

Mit Weizen und Co. gegen den Klimawandel: Bauern sollten von den verschiedenen Pflanzenvarianten, die ihnen zur Wahl stehen, die anbauen, die am meisten Sonnenlicht reflektieren - ein umsetzbarer Vorschlag?

So ziemlich alles ist inzwischen vorgeschlagen worden, um den Klimawandel aufzuhalten: Ein riesiges Schattensegel zwischen Sonne und Erde. Algendüngungen, damit diese mehr vom schädlichen Kohlenstoffdioxid aufnehmen. Flugzeuge, die feine Schwefelpartikel in die Atmosphäre blasen, um das Sonnenlicht zu dämpfen. Der jüngste Vorschlag: Bauern sollten von den verschiedenen Pflanzenvarianten, die ihnen zur Wahl stehen, stets die anbauen, die am meisten Sonnenlicht reflektieren. Systematisch angewendet, könnte das zu einer Abkühlung von rund einem Grad Celsius in den Sommermonaten in Europa und Nordamerika führen, schreibt das Team um Klimaforscher Andy Ridgwell online im Fachmagazin „Current Biology“.

Die Bauern müssten dafür nicht gleich Weizen statt Mais anbauen oder etwas Ähnliches. Die Unterschiede zwischen verschiedenen Varianten der gleichen Nutzpflanzenart würden genügen, sagt Ridgwell. So unterschieden sich zum Beispiel die untersuchten Maispflanzen sehr stark in ihrer Reflektivität. „Das liegt an dem unterschiedlichen Arrangement der Blätter“, erklärt Andy Ridgwell, der die Studie geleitet hat. Andere Faktoren, die eine Rolle spielen, seien etwa die Behaartheit der Pflanze und die Dicke der Wachsschicht auf den Blättern. Je dicker das Wachs, umso mehr Licht werde reflektiert. „Wir haben uns auf den Wachs konzentriert, weil sehr viel bekannt ist über die Gene, die das beeinflussen“, sagt Ridgwell. So könne man Nutzpflanzen vielleicht auch genetisch so verändern, dass sie eine dickere Wachsschicht auf ihren Blättern haben.

Wolfgang Cramer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung teilt die Schlussfolgerungen der Studie: „Wenn man an der Reflektivität der Pflanzen etwas verändert, ändert sich das Klima.“ Er habe aber Zweifel, dass das gesellschaftlich umsetzbar sei. „Man müsste da wirklich großflächig andere Sorten anbauen und das kann ich mir nicht vorstellen.“ Ridgwell hingegen verweist auf andere Projekte wie die Idee, ein riesiges Sonnensegel im Weltall zu bauen, das einen Teil der Sonnenstrahlung abfängt. „Im Vergleich dazu ist unser Vorschlag extrem billig, fast umsonst.“

Auch Wolfgang Cramer kann der Idee bei aller Skepsis einige Vorteile abgewinnen: „Im Gegensatz zu anderen Ideen, kann man hier nicht sofort sagen, dass es riesige Nebenwirkungen gäbe.“ Und Ridgwell weist darauf hin, dass sein Vorschlag im Gegensatz zur Herstellung von Biotreibstoffen die Nahrungsmittelproduktion nicht stören würde.

Dass noch niemand diese Idee untersucht hat, wundert Ridgwell. Es gebe ältere Studien, die zeigten, dass Nutzpflanzen grundsätzlich mehr Licht reflektieren als die natürliche Vegetation und somit einen gewissen Kühlungseffekt haben, aber die habe wohl niemand so richtig beachtet. Der Wissenschaftler stellt nun ein Team von Physikern, Biologen und Chemikern für weitere Forschungen zusammen. Im nächsten Jahr will er beginnen, die Reflektivität der wichtigsten Nutzpflanzen näher zu untersuchen. Das soll noch genauere Modelle und außerdem erste Züchtungen besonders reflektiver Sorten ermöglichen. 

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