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Migrationsforscherin über scheiternde Integration: „Grenzen können nicht einfach geschlossen werden, ohne massiven Schaden anzurichten“
Die Migrationsdebatte konzentriere sich nach Solingen auf Begrenzung. Dabei würden Risiken wie Radikalisierung durch eine verfehlte Einwanderungspolitik oft übersehen, warnt Migrationsforscherin Naika Foroutan.
Stand:
Frau Foroutan, nach dem vermeintlichen Terroranschlag von Solingen wird die Debatte über Migration und Asyl vor allem unter dem Aspekt der Begrenzung geführt. Müsste man sich nicht auch mit den Problemen von Migration und Integration auseinandersetzen, die auch zur Radikalisierung der Betroffenen führen können?
Zunächst wäre es wichtig, Migration und Integration, Flucht und Asyl sowie irreguläre Migration voneinander zu trennen – das sind unterschiedliche politische Entscheidungsfelder. In den Debatten um den Solinger Anschlag wird alles in einen Topf geworfen: Migration wird pauschal als unerwünscht diskutiert – ergo sollen die Grenzen geschlossen werden, so ein Vorschlag von Jens Spahn.
Das Recht auf Schutz und Asyl für syrische und afghanische Menschen soll ausgesetzt werden und an der Frage, ob Flucht aus Krisengebieten legitim ist, wird gezweifelt – während Abschiebungen nach Syrien, Afghanistan und sogar in die Ukraine als legitim diskutiert werden. Auch die Idee, Asyl- und Migrationsentscheidungen nach Ruanda auszulagern, wird jetzt mit Solingen begründet. Eine Problemanalyse sollte zielgerichteter erfolgen.
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