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Wechselwirkung. Tauendes Grönlandeis bremst Atlantikströmungen.

© U. Scharlack/dpa

Nah an der kritischen Schwelle: Neue Hinweise auf Schwäche des Golfstroms

Messdaten aus dem Atlantischen Ozean deuten auf einen Stabilitätsverlust hin. Das könnte schwerwiegende Folgen haben.

Eine weltweit wichtige Strömung im Atlantik, zu der auch der Golfstrom gehört, könnte an Stabilität verlieren. Forschende haben nun Hinweise darauf gefunden, dass die Atlantische Umwälzströmung (AMOC) sich einer kritischen Schwelle nähert, jenseits derer sie sogar zusammenbrechen könnte.

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Das könnte schwerwiegende Folgen haben. Die Strömung transportiert warme Wassermassen aus den Tropen an der Meeresoberfläche nach Norden und kaltes Wasser am Meeresboden nach Süden. Darauf fußt das relativ milde Klima in Mitteleuropa. So würden die Winter ohne den Golfstrom bis nach Südeuropa sehr kalt ausfallen. 

Auch werden Wettersysteme weltweit davon beeinflusst. Die Bildungsprozesse des atlantischen Tiefenwassers zählen zu den kritischen Kippelementen des Klimasystems. Aus Daten der Erdvergangenheit ist bekannt, dass die AMOC sich abrupt abschwächen kann.

Temperatur und Salzgehalt lassen Stabilitätsverlust vermuten

In der aktuellen Studie, die am Donnerstag im Fachjournal „Nature Climate Change“ erschienen ist, berichtet der Autor Niklas Boers (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, FU Berlin und Universität Exeter), dass die bereits beobachtete Abschwächung der AMOC während des letzten Jahrhunderts wahrscheinlich tatsächlich mit einem Stabilitätsverlust verbunden ist. Darauf würden Daten zu Temperatur und Salzgehalt der Meeresoberfläche des Atlantischen Ozeans hinweisen, die für die Studie nun detailliert analysiert wurden.

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Für das Phänomen kommen mehrere Faktoren als Ursache in Frage, darunter auch das Abschmelzen des Grönlandeises. „Ich hätte nicht erwartet, dass die zusätzlichen Mengen an Süßwasser, die im Laufe des letzten Jahrhunderts in den Ozean flossen, bereits eine solche Reaktion der AMOC hervorrufen würden“, so Boers.

Nun müssten die Modelle der Forschenden mit den Beobachtungen abgeglichen werden, um sagen zu können, wie weit die AMOC tatsächlich noch von der kritischen Schwelle entfernt ist. „Auch wenn die jeweilige Bedeutung der verschiedenen Faktoren noch weiter untersucht werden muss, stehen sie mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel in Verbindung“, sagt Boers.

Eine entscheidender Unterschied

Bereits zuvor hatten Untersuchungen ergeben, dass die AMOC derzeit so schwach ist wie nie zuvor in den vergangenen eintausend Jahren. Allerdings war bislang offen, ob die beobachtete Abschwächung lediglich einer Änderung des mittleren Zirkulationszustands entspricht oder mit einem tatsächlichen Verlust an dynamischer Stabilität einhergeht. 

„Der Unterschied ist entscheidend, denn eine Verringerung der dynamischen Stabilität würde bedeuten, dass sich die AMOC ihrer kritischen Schwelle genähert hat“, erklärt Niklas Boers. 

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