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Physiker wie Jens Eisert wollen Quantensimulatoren bauen, die höchst komplexe Phänomene der Physik simulieren und enträtseln helfen.

© privat

Nobelpreis für Quantenphysiker: „Die drei Preisträger haben grundlegende Fragen beantwortet“

Jens Eisert erforscht an der FU Berlin die Quanteninformationstheorie. Im Interview spricht er über sein Verständnis der Quantenwelt und mögliche erste Anwendungen.

Herr Eisert, Sie forschen an der Freien Universität Berlin an komplexen Quantensystemen. Wie bei jedem Nobelpreis fragt man sich: Wurden die Richtigen bedacht oder hätte wer anders den Preis noch viel mehr verdient?
Natürlich fehlen immer welche, der Preis geht ja an maximal drei Personen und es forschen viel mehr auf dem Gebiet. Irgendwo muss man anfangen und ja, es ist eine gute Wahl. Die drei Preisträger haben eine der wichtigsten grundlegenden Fragen beantwortet und beigetragen, die Grundlagen der Quantentechnologie zu legen.

Wenn man mit klassischer Physik aufwächst, erscheinen einem die Vorgänge in der Quantenwelt widersprüchlich und schwer vorstellbar. Etwa, dass ein Teilchen zwei Zustände gleichzeitig haben kann. Wie lange haben Sie gebraucht, um die Quantenmechanik wirklich zu verstehen?
Das hat schon eine Weile gedauert. Heute habe ich durchaus eine sehr intuitive Vorstellung davon, wobei die Intuition eher eine mathematisierte Denkweise ist. Das ist etwas anderes, als wenn ich einen Sonnenuntergang sehe und überlege, was dort passiert. Trotzdem denke ich, dass man die Quantenmechanik auch ohne langes Studium verstehen kann.

Haben Sie ein Beispiel?
Mir fällt eine Begegnung ein mit einer Praktikantin, die damals in der 9. Klasse war. Wir haben über die Bellsche Ungleichung gesprochen, die maßgeblich für den heutigen Nobelpreis ist. Nach drei Stunden rief sie mit leuchtenden Augen aus: Jetzt habe ich es begriffen, den absoluten Zufall gibt es doch: in der Quantenmechanik!

Zur Quantentechnologie wird seit langem in Laboren geforscht, welche Anwendung wird am ehesten unseren Alltag erreichen?
Der Quantencomputer wird noch eine Weile brauchen, doch die Quantenkommunikation, mit der sichere Datenübertragung möglich wird, ist schon weit fortgeschritten. In Glasfasern über Distanzen von vielen Kilometern gelingt das bereits. Beim Datentransfer über Satellit gibt es noch Schwierigkeiten, aber ich bin dennoch zuversichtlich, dass die Technologie bald eingesetzt werden wird.

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