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Ornithologie: Vorteil für Vogelmütter

Brutpflege in der Gruppe verbessert die Überlebenschancen der Weibchen

Bei Vöglen gibt es unterschiedliche Formen der Brutpflege. Bei manchen Arten brüten Weibchen oder Männchen den Nachwuchs alleine aus und ziehen ihn groß, bei anderen kümmern sich die Eltern gemeinsam um die Jungen. Eine dritte Variante ist die kooperative Brutpflege, bei der ganze Gruppen erwachsener Vögel den Nachwuchs füttern.

Jetzt haben Forscher von der englischen Universität Sheffield herausgefunden, dass in erster Linie die erwachsenen Weibchen von diesem altruistischen Verhalten profitieren. Bisher glaubte man, dass von der kooperativen Brutpflege vor allem die Jungvögel Vorteile haben.

Die Forscher fanden heraus, dass in Gruppen, in denen neben den Eltern auch andere Vögel Futter für die Jungen besorgen, die Weibchen kleinere Eier mit geringerem Nährstoffgehalt im Dotter legen. Das schont die Ressourcen der Mütter und verschafft ihnen einen Überlebensvorteil, ohne dass sich dabei die Chancen des Nachwuchses verringern. Denn die geringere Größe beim Schlüpfen wird schnell durch die größere Futtermenge ausgeglichen, wie die Wissenschaftler im Fachjournal „Science“ (Band 317, Seite 941) schreiben.

Allerdings werden die so aufgezogenen Jungvögel nicht größer und stärker als ihre Artgenossen, die in größeren Eiern zur Welt kommen – dann aber nur von den Eltern gefüttert werden. Welchen Vorteil hat diese aufwendige Art der Brutpflege also?

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, untersuchten die Forscher Prachtstaffelschwänze (Malurus cyaneus), kleine Singvögel, die im südöstlichen Australien heimisch sind und bei denen beide Formen der Kinderbetreuung vorkommen. Auch hier zeigte sich: Obwohl die in der Gruppe aufgezogenen Jungvögel im Schnitt 19 Prozent mehr Futter bekamen, waren sie nicht größer oder schwerer als ihre Altersgenossen. Was sich jedoch deutlich zwischen den beiden Betreuungsmodellen unterschied, war die Größe der Eier, die die Weibchen legten: Sie waren bei den Müttern, denen Helfer zur Seite standen, etwa fünf Prozent kleiner als bei den anderen Weibchen. Zudem enthielt der Dotter 12 Prozent weniger Fett und 13 Prozent weniger Eiweiß.

Dank der Helfer können es sich die Weibchen leisten, ihrem Nachwuchs weniger Nährstoffe mitzugeben, weil sie wissen, dass dieses Defizit durch die bessere Versorgung ausgeglichen wird, schließen die Forscher. So sparen die Mütter Energie, die ihnen dann selbst zur Verfügung steht. Diese Strategie zahlt sich aus: Das Sterberisiko für in der Gruppe lebende Weibchen ist fast ein Drittel niedriger als das von Weibchen in einer reinen Paarbeziehung – und je länger ein Vogelweibchen lebt, desto mehr Eier kann es legen und desto effizienter werden seine Gene weitergegeben. ddp/dal

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