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Oase. An heißen Quellen gedeiht das Leben, zum Beispiel Röhrenwürmer.

© Science

Ozeanographie: Tiefe Wirbel

Die Tiefsee wird häufig als eigene Welt dargestellt, die mit dem Geschehen über der Wasseroberfläche nichts zu tun hat. Aber so einfach ist es nicht. Das Wetter über dem Meer beeinflusst auch das Leben am Grund.

Wie ein amerikanisch-französisches Forscherteam im Fachblatt „Science“ berichtet, können je nach Wetterlage große Wasserwirbel entstehen, die selbst in mehr als zwei Kilometern Tiefe spürbare Strömungen hervorrufen können (Band 332, Seite 580).

Diane Adams von der Woods Hole Oceanographic Institution und ihre Kollegen hatten Unterwasservulkane weit vor der Küste Costa Ricas im Pazifik aufgesucht. Aus solchen Schloten – oft als „Schwarze Raucher“ bezeichnet – brodelt eine Mischung aus chemischen Verbindungen und Spurenelementen wie Eisen, Kupfer, Zink, Methan und Schwefel, von der sich eine bunte Lebensvielfalt ernährt. Um die tiefe Lebewelt besser zu verstehen, installierten die Wissenschaftler in 2500 Meter Tiefe Sedimentfallen in der Nähe eines solchen Schlotes.

Mit diesen Geräten fangen sie Meeresorganismen und chemische Verbindungen, die aus dem Unterwasservulkan und dessen unmittelbarer Umgebung stammen. Zunächst fanden die Forscher reichlich angeschwemmtes Material in den Fallen, nach einigen Monaten aber kam plötzlich fast nichts mehr an. Gleichzeitig hatte sich auch die Strömung im Wasser 170 Meter über dem Meeresboden erheblich verstärkt.

Der Ursache der stärkeren Strömung in der Tiefe kamen die Forscher auf die Spur, als sie Satellitendaten von der Meeresoberfläche mit ihren Ergebnissen verglichen. Im Golf von Tehuantepec hatte die Witterung vor der Küste ganz im Süden Mexikos einen Wasserwirbel erzeugt, der 375 Kilometer Durchmesser hatte. Solche großen Wasserkreisel sind Meereswissenschaftlern zwar schon länger bekannt, doch sie studierten bisher vor allem den Einfluss auf die oberen Schichten. Erfahrungsgemäß halten sich die Wirbel monatelang und ziehen dabei langsam weiter.

Als der Wirbel vor Costa Rica den Schwarzen Raucher und die Sedimentfallen passierte, wurde die Strömung in der Tiefe stärker und trug Organismen und Spurenelemente mit sich. Solche Veränderungen tragen offensichtlich dazu bei, das Leben in der Tiefsee zu verbreiten. Als Adams 2010 eine neu entstandene Tiefseequelle fand, lebten dort Seeschnecken. Als Larven oder auch als erwachsene Schnecken mussten diese Tiere dorthin gekommen sein. Gut möglich, dass sie von einem anderen Unterwasservulkan „herangeweht“ wurden.

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