
© Katy Otto
Prof im Profil: Stefan Hecht: Ein helles Licht aus Berlin
Der Chemiker Stefan Hecht ist zurück an der Humboldt-Universität, um ein Zentrum für Materialwissenschaften zu gründen. Was er an Berlin schätzt und hier voranbringen will.
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Einst startete Stefan Hecht beim Wettbewerb „Jugend forscht“ mit einem Projekt zur Biolumineszenz von Glühwürmchen. Heute ist er als weltweit renommierter Chemiker zurück in Berlin, um als Gründungsdirektor eines „Center for the Science of Materials“ an der Humboldt-Uni die einzigartigen Eigenschaften von Lichtwellen für das Feintuning in der Materialentwicklung zu nutzen.
In seinem Start-Up, das der Urberliner mit Kollegen 2019 gegründet hat, gelingt das schon sehr gut. Die Lichtwellen machen es möglich, den 3D-Druck schneller und präziser zu steuern – „und vor allem „ohne Druck auf empfindliches Material auszuüben“, erklärt Hecht. Die Firma sitzt in Adlershof gar nicht mal so weit von Friedrichshagen am Müggelsee, wo er aufgewachsen ist.
Für Hecht ging es jetzt schon das dritte Mal in seiner Karriere zurück nach Berlin, zuletzt leitete das Leibniz-Institut für Interaktive Materialien in Aachen. Jedes Mal sei die Freude groß gewesen, wiederzukommen, erzählt er – und diesmal bleibe er auch. Weil seine Frau ihrer Arbeit wegen nicht nach Aachen umsiedeln konnte, pendelte Hecht in der Zeit zwischen beiden Standorten.
Für Hecht ein Plus an Berlin: Die interdisziplinäre Vernetzung
Neben den persönlichen Gründen zog ihn auch der Kooperationsgeist der Berliner Wissenschaftsszene wieder zurück. Genau den will er jetzt auch für das Zentralinstitut „Science of Materials“ nutzen, für dessen Leitung die Humboldt-Uni wieder an Bord holte. Schon von 2006 bis 2019 hatte er an der HU geforscht, damals mit einem Schwerpunkt auf Polymerchemie.
„Das Bottom-Up-Prinzip, dass sich aus der Forschung heraus und über die Institute hinweg positiv verstandene ,Beutegemeinschaften’ bilden, funktioniert hier seit Jahren richtig gut“, findet Hecht. Und was die interdisziplinäre Forschung betreffe, die für eine Entwicklung nachhaltiger Materialien in der Zukunft entscheidend sei, könnten die meisten Standorte in den USA bei all ihrer Expertise mit Berlin letztlich nicht Schritt halten.
„Licht fasziniert mich am meisten“, sagt Hecht über seine Forschung zu den molekularen Photoschaltern. Das sind Verbindungen, die ihre Elektronenladung ändern, sobald sie mit Licht bestimmter Wellenlängen bestrahlt werden. Dank dieser ließen sich physikalische Prozesse optisch steuern, erklärt er – zum Beispiel die Xolographie, die als hochsensibles 3D-Druckverfahren in seinem Startup „xolo“ entwickelt wird. Aber auch chemische Prozesse wie die Katalyse könnten so angestoßen werden. „Man kann Licht sogar benutzen, um Schadstoffe abzubauen“, fügt er begeistert hinzu.
Für die Makrochemie wiederum bediene er sich der Moleküle „wie Bausteine“ oder „Zutaten beim Kochen“. Am neuen Zentrum will er vor allem die Entwicklung hybrider Materialien vorantreiben, also Kombinationen aus organischen und anorganischen Stoffen. In der Materialforschung geht es unter anderem darum, die Grenzflächen, die verschiedene Stoffe verbinden und Energie übertragen, zu verbessern. „Das ist gerade für die Entwicklung nachhaltiger Technologien entscheidend, zum Beispiel für Speicherflächen von Solarzellen“, sagt Hecht.
Den fächerübergreifenden Ansatz, der seine Arbeit prägt, will er auch dem Nachwuchs vermitteln. Am neuen Zentrum, das noch im Entstehen ist soll ein Masterstudiengang „Material Science“ entstehen, der Inhalte aus der Physik, Chemie und den Datenwissenschaften mit Design, Ökologie und Ökonomie verbindet. Bis die ersten Studierenden dort starten können, dürfte es allerdings noch „sicherlich zwei Jahre dauern“, sagt Hecht. Und noch etwas will er seinen Studierenden auf den Weg geben: den Mut, aus ihrer Forschung eine Anwendung zu schaffen, ein Startup zu gründen – dafür sei Berlin nämlich genau der richtige Ort.
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