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Das gereinigte und restaurierte Gefäß aus dem heutigen Iran mit den erhaltenen Stoffresten.

© National Museums Scotland

Tagesspiegel Plus

Rätselhafter Fund in Schottland: Gefäß in Wikingerschatz offenbart unerwartete Herkunft

Die Entdeckung eines einzigartigen iranischen Gefäßes stellt historische Annahmen über die Wikingerzeit infrage. Das Silbergefäß und sein Inhalt sind derzeit erstmals im British Museum in London zu sehen.  

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Als Martin Goldberg 2014 im Berliner Martin-Gropius-Bau ein wertvolles Gefäß in der Vitrine der großen Wikinger-Ausstellung begutachtet, erreicht ihn eine überraschende Nachricht. Sie versetzte ihn in helle Aufregung. Denn das Foto, das dem Kurator des National Museum of Scotland in Edinburgh zugeschickt wurde, sieht auf den ersten Blick genauso aus wie die Leihgabe des British Museum, die er gerade in der Vitrine vor sich hat. 

Der von Goldberg untersuchte Ausstellungsbecher stammt aus dem Vale of York Hort, einem Wikingerschatz aus dem Jahr 2007, der zu den bedeutendsten und wertvollsten Funden aus der Wikingerzeit auf den Britischen Inseln zählt. Die Verzierung mit stilisierten Weinreben, Blättern und sechs Jagdszenen mit Löwen, Hirschen und einem Pferd deutet darauf hin, dass der Becher um 900 in Frankreich oder Deutschland hergestellt wurde. Der Weinstock wird als Symbol für Christus gedeutet.

Relikt aus dem letzten vorislamischen Königreich

Das neue, ähnlich geformte Gefäß auf dem Foto gab jedoch Rätsel auf. Es war noch teilweise in Textilien eingewickelt, hatte einen Deckel und stammte aus dem 2014 entdeckten „Galloway Hoard“ im Südwesten Schottlands. Silberschätze aus der Wikingerzeit sind in Schottland keine Seltenheit, doch Goldberg ahnte, dass es sich um etwas Besonderes handeln musste. Da konnte er noch nicht wissen, dass es sich um einen sassanidischen Becher aus der Zeit des letzten vorislamischen Königreichs (7. Jh. v. Chr.) im heutigen Iran handelte. 

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