
© REUTERS/Marcus Haworth@marcusahaworth
„Sauerstoff-/Treibstoffleck“ offenbar Ursache: Explosion bei siebtem Testflug von „Starship“-Rakete
Es war das größte jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte: Doch der siebte Testflug von Elon Musks Starship-Rakete ist missglückt. Das Auffangen der unteren Raketenstufe gelang aber.
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Rückschlag für das „Starship“ von Elon Musk: Das größte jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte hat einen siebten Testflug nicht wie geplant abschließen können, sondern ist wenige Minuten nach dem Start explodiert. „Die Teams werden die Daten aus dem heutigen Flug weiter auswerten, um die Ursache besser zu verstehen“, teilte das von Musk gegründete Raumfahrtunternehmen SpaceX auf der ebenfalls dem Tech-Milliardär gehörenden Plattform X mit. „Bei so einem Test liegt der Erfolg darin, was wir lernen, und der heutige Flug wird uns dabei helfen, die Zuverlässigkeit des „Starship“ zu verbessern.“
Erst verlor das SpaceX-Team nach dem Start am Donnerstag den Kontakt zur oberen Raketenstufe, später bestätigte das Unternehmen, dass es zu einer „schnellen außerplanmäßigen Demontage“ gekommen sei – eine beschönigende Umschreibung des Unternehmens von Tech-Milliardär Elon Musk für eine Explosion.
Auffangen der unteren Raketenstufe mit Greifarmen gelang
Die Mega-Rakete Starship war um 16.37 Uhr (Ortszeit, 23.37 Uhr MEZ) zu einem Testflug vom Weltraumbahnhof Starbase im südtexanischen Boca Chica abgehoben. Wie aus der Live-Übertragung hervorging, verlangsamte die untere Stufe mit dem Namen Super Heavy etwa sieben Minuten nach dem Start ihren Flug, dann glitt sie zurück zur Abschussrampe und wurde von mechanischen Armen am Startturm aufgefangen. Das Wiederauffangen war SpaceX bisher nur ein Mal, beim Testflug im Oktober, gelungen und sorgte für Applaus und Jubel beim Team am Boden.
Doch der Triumph war von kurzer Dauer: Kurz nach dem spektakulären Auffangmanöver der Antriebsstufe bestätigten die Kommentatoren der Live-Übertragung, dass die obere Stufe aufgrund einer Antriebsanomalie verloren gegangen sei.
Erfolg ist ungewiss, aber Unterhaltung ist garantiert.
Tech-Milliardär und Gründer des Raumfahrtunternehmens SpaceX, Elon Musk
Auf der Flugverfolgungswebsite Flight Aware war zu sehen, wie mehrere Flugzeuge über dem Atlantik nahe den Turks- und Caicosinseln ihren Kurs änderten. Nutzer im Onlinedienst X teilten dramatische Aufnahmen, die zeigen sollen, wie die obere Raketenstufe beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinanderbrach.
Erstmals war das Raketensystem im April 2023 getestet worden – und damals nach wenigen Minuten komplett explodiert. Bei weiteren Tests hatte die obere Stufe aber schon das All erreicht und war auch kontrolliert im Indischen Ozean gelandet.
„Erfolg ist ungewiss, aber Unterhaltung ist garantiert“, schrieb Musk bei X und teilte dazu eines der Videos. Die Ursache der Explosion sei offenbar ein „Sauerstoff-/Treibstoffleck“ gewesen, fügte er hinzu. SpaceX werde Gegenmaßnahmen ergreifen.
Ein Sprecher der US-Luftfahrtbehörde FAA sagte, die Behörde habe Flugzeuge angewiesen, kurzzeitig ihre Geschwindigkeit zu verringern „und sie um das Gebiet herum umgeleitet, in dem Raumfahrzeug-Trümmer herabfielen“.
SpaceX verfolgt mit Starship das Ziel, eine vollständig wiederverwendbare und damit kostengünstigere Rakete für künftige Weltraum-Missionen zu bauen. Es handelt sich um die bisher leistungsstärkste Rakete.
Das „Starship“ besteht aus dem etwa 70 Meter langen Booster „Super Heavy“ und der ebenfalls „Starship“ genannten oberen Stufe, die rund 50 Meter misst – insgesamt ist das System größer als die Freiheitsstatue. Beide Teile, sowohl der Booster als auch das Raumschiff, sind so konzipiert, dass sie nach der Rückkehr zur Erde wiederverwendet werden können. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will mit dem „Starship“ Astronauten zum Mond schicken, während SpaceX das Ziel verfolgt, eines Tages den Mars zu erreichen.
Die Konkurrenz holt auf
Nur einen Tag zuvor hatte die Konkurrenz einen erfolgreichen Test hingelegt: Die Rakete „New Glenn“ des Raumfahrtunternehmens Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos erreichte bei einem ersten Testflug die geplante Umlaufbahn, landete aber nicht wie vorgesehen auf einer Plattform im Atlantik. Mit New Glenn will Blue Origin in den lukrativen Markt für Orbitalraketen einsteigen – und SpaceX Konkurrenz machen. Damit verschärft sich die Rivalität zwischen Musk, dem reichsten Menschen der Welt, und Bezos, dem zweitreichsten.
Musk hatte Bezos nach dem Testflug der New Glenn bei X dazu gratuliert, „die Erdumlaufbahn beim ersten Versuch erreicht“ zu haben. Bezos wünschte Musk „und dem gesamten SpaceX-Team“ vor dem Starship-Testflug „viel Glück“. Der scheidende Nasa-Chef Bill Nelson gratulierte SpaceX zum Wiederauffangen der Antriebsstufe und fügte hinzu: „Raumfahrt ist nicht einfach.“ (dpa, AFP)
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