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Schimmelige Bäder, Überbelegung und Überwachung: So waltete die Stasi in der DDR-Psychiatrie für Straftäter
Unwürdige Zustände und Rundum-Überwachung waren in der berüchtigten Berliner Psychiatrie für Straftäter normal. Die Rolle der Stasi im Haus wird aber verkannt, erklärt nun ein Forscher im Gespräch.
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Von Zäunen und Stacheldraht umgeben, ist der Maßregelvollzug in Berlin-Buch heute Gefängnis und Psychiatrie zugleich. Auch zu DDR-Zeiten wurden hier Straftäter untergebracht, die als unzurechnungsfähig galten. War die Klinik auch Werkzeug des Unterdrückungsstaates? Medizinhistoriker Rainer Erices hat Akten gewälzt und die Zustände in „Haus 213“ erstmals im Fachjournal „Fortschritte der Neurologie/Psychiatrie“ systematisch analysiert.
In den Akten über die „forensische Psychiatrie“ in Berlin-Buch ist von menschenunwürdigen Umständen die Rede – was genau bedeutet das?
Diese Einschätzung taucht in den Berichten der Hygieneinspektion 1987 auf. Diese Hygiene-Kontrolleure waren offensichtlich ziemlich entsetzt über die vorgefundenen Zustände und dokumentierten diese mit Fotos. So war das Haus überbelegt. Die sanitären Anlagen waren verschimmelt und defekt, im Winter herrschten in einigen Zimmern Temperaturen von nur fünf Grad. Die Räume für die Arbeitstherapie wirkten trostlos. Patienten hätten sogar geäußert, der vorherige Strafvollzug sei angenehmer gewesen.
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