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Im PF blühen jungen Mediziner:innen 40 Stunden Arbeit für eine geringe Aufwandsentschädigung.

© imago/Westend61/IMAGO/Robijn Page

Schlechte Arbeitsbedingungen : Medizin-Verbände starten Aktionstag für besseres PJ

Keine Bezahlung, Abzüge für Krankheitstage und keine Umkleideräume. Im Praktischen Jahr arbeiten Medizin-Studierende Vollzeit - und erhalten dafür kaum Wertschätzung.

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Nach mindestens zehn Semestern Studium und etlichen herausfordernden Prüfungen stellt das Praktische Jahr (PJ) für Medizinstudierende den Abschluss ihrer universitären Ausbildung dar. Im PJ arbeiten die angehenden Ärzt:innen in Vollzeit im Krankenhaus – es ist eine Heranführung an den Berufsalltag. Eine Heranführung, die vielen Studierenden aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen kaum Lust auf den erlernten Beruf machen dürfte. 

Um auf die Lage der PJ-Absolvierenden aufmerksam zu machen, veranstalteten der Hartmannbund, ein Mediziner:innen-Verband, und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) am Mittwoch einen „Aktionstag für ein faires PJ“.

Kaum Geld für Vollzeitarbeit

Die Liste der Mängel, die Anna Finger aufzählt, ist lang. Finger absolviert derzeit selbst ihr PJ und sitzt dem Studierendenausschuss des Hartmannbundes vor. Den zentralen Kritikpunkt sieht sie in der fehlenden Entlohnung. Die geringe Aufwandsentschädigung stehe in keinem Verhältnis zu der geleisteten Arbeit. „Dass wir fast ein Jahr lang 40 Stunden und mehr in den Krankenhäusern arbeiten und einen großen Teil zur Genesung der Patient:innen beitragen und dann trotzdem am Wochenende zusätzlich arbeiten oder uns Geld leihen müssen, um unsere Lebenshaltungskosten decken zu können, ist in hohem Maße unfair und nicht hinnehmbar“, sagt Finger.

Dass wir zusätzlich zu unserer Vollzeitstelle am Wochenende arbeiten oder uns Geld leihen müssen, um unsere Lebenskosten zu decken, ist in hohem Maße unfair und nicht hinnehmbar.

Anna Finger, PJ-Absolvierende und Co-Vorsitzende des Studierendenaussschusses des Hermannbunds

Peter Schreiber, Fingers Co-Vorsitzender, bemängelt außerdem den Umgang mit Krankheitsfällen. Den PJ-Absolvierenden stünden lediglich 30 Fehltage zu, zwischen Urlaubs- und Krankheitstagen werde nicht getrennt. Wer krankheitsbedingt nicht zur Arbeit erscheine, verliere Urlaubstage. „Dass Erkrankungen bei solchen Regelungen nicht auskuriert werden, sollte niemanden überraschen“, gibt Schreiber zu Bedenken.

Auch im Alltag würden die PJ-Absolvierenden häufig wenig Wertschätzung erfahren. So werde immer wieder bei der Lehre gekürzt, um den Krankenhausbetrieb zu bewerkstelligen. Außerdem fehle es an Umkleideräumen und Spinden für die Berufseinsteiger, die sich dann auf dem Flur umziehen müssten. Der Hartmannbund und die bvmd fordern deswegen hinsichtlich der Ausgestaltung des Praktischen Jahres ein „Umdenken“, dass sich auch in der zu verhandelnden Approbationsordnung niederschlagen solle. (mne)

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