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Irrlicht-Teufel: Die schottische Landbevölkerung glaubt, dass die Sumpflichter vom Teufel getragen werden, um Reisende in den Tod zu locken.

© IMAGO/Gemini Collection

Seelen Verstorbener oder Dämonen?: So entstehen Irrlichter

Für jedes vermeintliche Mysterium lässt sich eine wissenschaftliche Erklärung finden – manchmal dauert es nur etwas länger. Nun haben Forscher eine Idee, wie über Friedhöfe tanzende Irrwische Feuer fangen.

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Seit Jahrhunderten gibt es Berichte über geisterhafte blaue Flammen, die nachts über Friedhöfe, Sümpfe und Moore tanzen. Was schon unzählige Menschen furchtbar erschreckte, ist bis heute ein Mysterium geblieben: Zwar ist bekannt, dass es sich bei den flackernden, meist rasch wieder verschwindenden Lichtern um brennende Faulgase aus der Tiefe handelt – aber nicht, wie sie sich entzünden. Forscher haben nun im Labor eine Lösung ausgetüftelt.

Sie zeigen, dass sich zwischen in Wasser aufsteigenden methanhaltigen Bläschen spontane elektrische Entladungen bilden können, sogenannte Mikroblitze. Mit Hochgeschwindigkeitskameras wiesen sie die kurzen Blitze zwischen geladenen Bläschen nach. Eine externe Zündquelle war nicht nötig. Methan-Mikrobläschen können demnach vermutlich wie Wasser-Mikrotropfen an der Gas-Flüssigkeits-Grenzfläche elektrische Ladung ansammeln.

Lumineszierendes Gas

Die Entladungen lösen der im Fachmagazin „PNAS“ vorgestellten Studie zufolge dann beim Methan eine chemische Reaktion aus, die blau-violette Lumineszenz, ein kühles, zartes Leuchten, und messbare Wärme erzeugt. Damit sei eine physikalisch fundierte Erklärung für das Auftreten von Irrlichtern gefunden, sind die Forscher um Richard Zare von der Stanford University überzeugt.

Methan entsteht in verrottenden organischen Materialien in sauerstoffarmem Milieu, also zum Beispiel, wenn ein begrabener Leichnam in sehr feuchtem Boden von Mikroben zersetzt wird. Nächtliche Friedhofsbesucher hatten eine Heidenangst vor dem auch als Irrwisch oder Ignis fatuus bekannten Phänomen.

Weltweit sind Sagen und Mythen den Lichtern gewidmet

Im Volksglauben galten die Irrlichter wenig überraschend als unheimliche Zeichen: Sie wurden als Seelen Verstorbener, als Werk von Kobolden oder Geistern oder als dämonische Erscheinungen gesehen. Ziel der kalt schimmernden Flämmchen war es nach geläufiger Annahme, den Betrachter ins Verderben zu locken.

Zu den vielen Sagen weltweit über Irrlichter – englisch: will-o’-the-wisps – gehört die irische Geschichte von Jack O’Lantern, auf den der Brauch der Kürbislaternen zu Halloween zurückgeht. Für schändliche Taten soll er einst dazu verdammt worden sein, mit einer ewig brennenden Kohle rastlos die Moore zu durchstreifen.

Manchmal flog wohl schlicht ein Glühwürmchen herum

Wissenschaftler gehen davon aus, dass nicht bei jeder Sichtung von Irrwischen Faulgas-Flammen eine Rolle spielten, sondern zum Beispiel mitunter auch Glühwürmchen oder bestimmte im Dunkeln leuchtende Pilze. (dpa)

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