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PistonMiner hackte den Satelliten „Beesat-1“ von der Technischen Universität, studiert an der Uni Informatik und experimentiert seit 2022 mit deren Satelliten.

© Screenshot 38. Chaos Communications Congress, Creative-Commons-Attribution-4.0

Software repariert: Hacking rettet aufgegebenen Satelliten der Technischen Universität

Eigentlich galt er schon als Schrott: Der Mini-Satellit „Beesat“ sendete seit mehr als zehn Jahren nur noch Datenmüll. Durch Hackerkunst konnte er nun wiederbelebt werden.

Stand:

Dieses Kilo Elektroschrott aus Berlin umkreiste die Erde seit 2013 funktionslos und sollte noch zwei weitere Jahrzehnte dort oben bleiben: der kleine Satellit „Beesat-1“ der Technischen Universität Berlin (TU). Durch Tüftelei und Softwaretricks wurde er aber wiederhergestellt – und zwar durch eine Person, die am Ursprungsprojekt gar nicht beteiligt war.

„PistonMiner“, so das Pseudonym der Person, studiert Informatik an der TU und hat mit Erlaubnis des Satellitenteams der Uni gehandelt, wie es in einem Vortrag auf der Hackerkonferenz „Chaos Communication Congress“ heißt. Das Computermagazin c’t hatte darüber berichtet. Es stellte sich heraus, dass nicht etwa Weltraumstrahlung das Gerät gestört hatte, wie bislang angenommen. Dies sei PistonMiner schon bei einem Partygespräch mit der Projektleitung klar geworden.

Vielmehr waren es Fehler in der Programmierung, die die Kommunikation mit dem nur zehn Zentimeter messenden Würfel unmöglich machten. Doch ein Software-Update war für das Gerät nicht vorgesehen. Die sonstigen Systeme mussten dazu umfunktioniert werden, den alten Code zu überschreiben, also zu hacken.

PistonMiner gelang dieses Update im September 2024. Nun konnte der Sat-Würfel wieder die Daten seiner Sensoren auswerten. Das war nicht mehr möglich gewesen, da „Beesat“ auf Kommunikationsversuche mit Datenmüll antwortete. Auch die Onboard-Kamera ging wieder in Betrieb. Anders als vermutet war sie nicht kaputt und konnte erstmals Fotos aufnehmen und sie zur Erde senden.

2009 hatte die TU „Beesat-1“ in die Erdumlaufbahn in über 700 Kilometer Höhe geschossen. Dieser sollte damals sogenannte Reaktionsräder erproben, die den Würfel in alle Raumrichtungen drehen können. Dies klappte reibungslos, doch 2011 versagte der erste Computer an Bord seinen Dienst, zwei Jahre später auch der zweite. Für die Forschung war der Satellit seither nicht mehr zu gebrauchen.

Insgesamt etwa 30 Kleinsatelliten unterschiedlichen Formats hat die Uni seit 1991 ins All gebracht. Erst 2023 ging das Satellitenpärchen NanoFF auf die Reise, das sich seit letztem November im Erdorbit gegenseitig umkreist. Nach Abschluss ihrer primären Mission können Studierende weiter mit den Geräten arbeiten und sie für die Forschung nutzen.

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