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Begehrte Beute. Karibus in Nordamerika. Die Tiere ziehen in großen Gruppen zwischen den Sommer- und Winterweideplätzen übers Land. An einer Engstelle am Ufer des Huronsees stellten die Ureinwohner eine Falle.

© IMAGO

Hinterhalt am Huronsee: Steinzeitjäger bauten raffinierte Falle

Vor 9000 Jahren errichteten Jäger steinerne „Leitplanken“, die Karibus direkt ins Verderben führten. Die Anlage wurde jetzt von Forschern gefunden, fast 40 Meter unter dem Wasserspiegel.

Eine raffinierte Jagdmethode amerikanischer Ureinwohner haben Archäologen am Grund des Huronsees nachgewiesen. Vor 9000 Jahren, damals lag der Wasserspiegel tiefer, hatten Indianer an einer schmalen Landzunge Steine aufgerichtet. Wie Leitplanken führten diese vorbeiziehende Karibus geradewegs zu den Jägern. Das berichten John O’Shea von der Universität von Michigan in Ann Arbor und Kollegen im Fachjournal „PNAS“.

Sie untersuchten den Grund des Sees mit einem Sonargerät, um dessen Oberfläche präzise zu vermessen. Dabei fanden sie in fast 40 Metern Tiefe eine Begrenzung aus Steinen, die von Menschen angelegt wurde. Darauf deuten neben der regelmäßigen Anordnung auch die Feuersteinsplitter mit Schlagspuren hin, die bei Tauchgängen in der Nähe gefunden wurden. Vermutlich schärften und reparierten die Steinzeitjäger an dieser Stelle ihre Waffen, schreiben die Forscher.

Die Begrenzung führte zu einem ungefähr 100 Meter langen und 30 Meter breiten Platz – eine Sackgasse. Dort konnten die Jäger aus mehreren Hinterhalten, die sie ebenfalls aus großen Steinblöcken errichtet hatten, ihre Beute leicht erlegen. Die Jagd muss erfolgreich gewesen sein. Jedenfalls halten die Forscher eine rechteckige Steinstruktur in der Nähe für eine Steinzeitfleischerei, in der auch größere Beute verarbeitet werden konnte.

Derartige Jagdszenen müssen sich vor rund 9000 Jahren ereignet haben. Das verrät die Holzkohle, deren Alter mit der Radiokarbonmethode bestimmt wurde. Vermutlich hatten die Jäger auf einem Holzfeuer damals ihre Beute gegrillt. Weitere Analysen an anderen Proben zeigen, dass die Landzunge alsbald überschwemmt wurde: In jüngeren Ablagerungen fehlen nämlich die sonst verbreiteten Sporen von Moos.

Das steigende Wasser hatte den Hinterhalt unbrauchbar gemacht. Archäologen wie O’Shea profitieren allerdings von der Flutung. Unter Wasser bleiben die jahrtausendealten Hinterlassenschaften von Jägern viel besser erhalten als an Land, wo sie rasch von der Erosion zerstört oder von der Vegetation überwuchert werden. In den Tiefen des Huronsees hatte sich dagegen nur eine sechs Zentimeter dicke Sandschicht abgelagert. Darin fanden die Wissenschaftler sowohl die Feuersteinsplitter als auch die prähistorische Holzkohle – wichtige Puzzlesteine, um das Bild der Steinzeitjagd zu rekonstruieren.

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