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Dicht, dichter, verdichtet. Sind Schrebergärten angesichts von Wohnungsnot in Großstädten noch zeitgemäß?

© Bearbeitung: TSP | mauritius images / Pitopia

Streit um Baugrund: Können sich Großstädte Schrebergärten noch leisten?

Angesichts des sich verschärfenden Wohnraummangels wächst in den Städten der Druck, Kleingartenflächen als Bauland zu nutzen. Drei Meinungen von Fachleuten.

In Deutschlands Städten wird der Wohnraum knapp und immer teurer, doch die Flächen für Neubauten sind begrenzt. Sind Kleingärten, die als Grünfläche nur wenigen zur Verfügung stehen, in dieser Situation noch zeitgemäß oder müssen sie weichen? In unserer Serie „3 auf 1“ erklären drei Expert:innen, welche Zukunft Schrebergärten in der Stadt haben sollten. (Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie unter diesem Link.)


Kleingärten und Grünanlagen als Einheit denken

Die kleingärtnerische Flächennutzung bildet neben Parks, grünen Stadtplätzen, Spiel- und Sportanlagen, Wäldern, Wiesen und Friedhöfen einen traditionellen Baustein der grünen Infrastruktur Berlins. Dauerkleingärten erfüllen dabei auch stadtklimatische und naturschutzfachliche Funktionen und dienen der Erholung. Sie sind aus diesen Gründen schützenswert und – grundsätzlich betrachtet – kein Bauerwartungsland.

Im Einzelfall kann die Inanspruchnahme von Kleingärten für die soziale Infrastruktur und für gemeinwohlorientierten Wohnungsbau aber auch sinnvoll sein. Dafür sollten jedoch stets Kleingarten-Ersatzflächen an anderem Standort geschaffen werden. So eine Entscheidung muss immer im gesamtstädtischen Zusammenhang und differenziert betrachtet werden. Ziel sollte es sein, mit langfristigen Entwicklungskonzepten die Einbindung bestehender Kleingartenanlagen in das Berliner Freiraumverbundsystem für eine breite allgemeine Öffentlichkeit nutzbar zu machen.

Aus Kleingartenanlagen und angrenzenden Grünanlagen könnten so zusammenhängende, öffentlich zugängliche Naherholungsräume aus extensiv und intensiv, individuell und gemeinschaftlich genutzten Flächen entstehen.  


Kleingärten müssen Teil der Stadtplanung sein

Wohnungsbau und grüne Infrastruktur gehören zwingend zusammengedacht: Gerade für wachsende Städte muss ausreichend grüne Infrastruktur – und damit auch intelligent gestaltete Kleingärten mit Mehrwert für das angrenzende Stadtquartier – mitgeplant werden.

Dabei verbietet es sich, Grünflächen und Wohnungen gegeneinander auszuspielen, solange die vorhandenen Flächen in den Städten nicht vernünftig genutzt werden; Stichworte hier sind: ein- oder zweistöckige Gewerbebauten mit großen, versiegelten Kfz-Abstellflächen; das immer noch kaum genutzte Potenzial von Dachgeschossaufstockungen und ungepflegte Grünflächen ohne Aufenthaltsqualität.

Zur Wahrheit gehört auch: Kleingartenanlagen im Innenstadtbereich werden auf Dauer nur bestehen können, wenn sie so angelegt sind oder mithilfe öffentlicher Mittel weiterentwickelt werden, dass ihre öffentlich zugänglichen Gemeinschaftsflächen auch dem angrenzenden Stadtquartier einen Mehrwert bringen.

Sollte es zu einer Teilbebauung des Tempelhofer Feldes kommen, müssen intelligent und modern gestaltete Kleingartenflächen zwingend Bestandteil der städtebaulichen Planung sein.


Kleingärten erhalten die Vielfalt an Pflanzen und Tieren

Menschliches Leben ist ohne biologische Vielfalt unmöglich. Die Landwirtschaft hat inzwischen enorme Fortschritte gemacht mit Monokulturen – ein Acker voller Mais und sonst gar nichts. Städte sind dadurch heute oft viel artenreicher als das Land. Und nirgends in der Stadt gibt es so große Vielfalt wie in Kleingärten, das sagt auch die Wissenschaft. Außerdem sind sie hochproduktiv und machen glücklich und gesund.

Kleingärten haben Gemüsebeete, Beerensträucher, Hecken, Blumenrabatten, Komposthaufen und wilde Ecken. Und alle gärtnern anders. Darüber freuen sich Vögel und Kröten. Dazu kommt die große Vielfalt der Sorten – Dutzende von Äpfeln und Tomaten, Astern und Narzissen.

Was Unkraut ist, bestimmt man selbst. Manches kann man essen, manche Arten sind selten und ungewöhnlich. Natürlich muss man jäten, damit man Gemüse ernten kann. Aber im Rasen gibt es eigentlich keinen Grund, Gänseblümchen und Pippau zu entfernen. Und ein Wildblumenbeet kann wunderschön aussehen. Die Insekten danken!

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