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Ausgaben einzelner Nationen für die Raumfahrt (in Milliarden Dollar, bezogen auf 2013)

© OECD/TSP

Streit um hohe Kosten: Was die Raumfahrt bringt - und was nicht

So alt wie die Raumfahrt ist der Streit darüber, ob der Aufwand gerechtfertigt ist. Unmittelbar nach dem Start des ersten Satelliten „Sputnik“ durch die Sowjetunion im Oktober 1957 konnte keiner ahnen, was die Raumfahrt einmal bringen würde.

Der Nutzen unbemannter Missionen ist heute unbestritten. Telefonie, Internet und Fernsehen wären ohne Satelliten heute kaum vorstellbar, ebenso wenig präzise Wettervorhersagen. Längst haben Wanderer und Autofahrer Navigationsgeräte lieb gewonnen, die ihnen sagen, wo es langgeht.

Die Augen im Himmel erkennen frühzeitig Brände, geben Orientierung in von Naturkatastrophen verheerten Landschaften, spüren Umweltverschmutzung in einsamen Gegenden wie dem Meer auf und sie behalten Flugzeuge und Schiffe im Blick.

Mit dem europäischen Satellitennavigationssystem „Galileo“ und sollen nicht nur Notrufe aus allen erdenklichen Winkeln der Erde empfangen werden, sondern auch eine Rückantwort an die Alarmierer möglich sein.

Eine Branche mit Milliardenumsätzen

Satelliten sind auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Weltweit werden in der Branche rund 200 Milliarden Dollar umgesetzt. Deutsche Firmen wie OHB oder die hiesigen Standorte von Airbus Defence and Space (ehemals Astrium) sind maßgeblich beteiligt – mit entsprechenden Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt.

Ein oft genanntes Beispiel für die Segnungen der Raumfahrt, die Teflonpfanne, ist irdischer Natur. Polytetrafluorethylen, wie die chemische Verbindung eigentlich heißt, wurde bereits 1938 entdeckt und seit 1954 unter dem populären Namen Teflon vermarktet.
Die Gleitsichtbrille ist ein Abfallprodukt der Entwicklung von Rosat. Der gleichnamige Röntgensatellit erhielt einen sehr festen Spiegel, für den ein neues Schleifverfahren entwickelt wurde – das heute zu grenzenlosem Durchblick verhilft.

Auch die Planetenforschung kommt nicht allein den Astronomen zugute. In einem aktuellen Projekt namens Robex arbeiten Experten für Raumfahrtroboter mit Tiefseeforschern zusammen. Das Ziel sind autonome Forschungsgeräte, die selbstständig über Monate hinweg den Meeresboden erkunden. So können wesentlich umfangreichere Messungen gemacht werden, vor allem auch im Winter unter Eis, wenn die üblichen Forschungsgeräte nicht eingesetzt werden können.

Zahlreiche Versuche auf der Internationalen Raumstation

Die bemannte Raumfahrt hingegen wird eher kritisiert. Sie betreibt Forschungen auf der Internationalen Raumstation (ISS), die in 400 Kilometern Höhe um die Erde kreist, wobei in ihrem Innern Schwerelosigkeit herrscht. Das nutzen etwa Materialwissenschaftler aus: Sie lassen Proben (oft Metalle) schmelzen und ohne störende Erdanziehung wieder erstarren. Unter dem Mikroskop untersuchen sie dann das Gefüge der Kristalle. Das hilft ihnen zu verstehen, wie das Erstarren im Detail abläuft. Diese Grundlagen fließen dann in Simulationsprogramme ein, mit denen etwa die Herstellung von Turbinenschaufeln für Flugzeugtriebwerke optimiert wird. Hinzu kommen zahlreiche Versuche aus anderen Naturwissenschaften. Viele sind – zumindest teilweise – automatisiert. Für das Einbauen der Experimente oder für Umbauten und Reparaturen sind Astronauten nötig. Und natürlich für humanphysiologische Tests, bei denen etwa das Immunsystem erforscht wird oder Therapien gegen Osteoporose entwickelt werden.

Raumfahrt hat stets auch eine kulturelle Dimension

Kritiker wenden ein, dass Forschung in der Schwerelosigkeit vielfach ohne Menschen möglich ist und Abfallprodukte der bemannten Raumfahrt wie Rauchmelder oder Klettverschlüsse auch auf anderem Wege erfunden worden wären. In einer reinen Kosten-Nutzen-Bilanz stimmt das. Doch der Aufbruch ins All hat stets auch eine kulturelle Dimension. Unterm Strich sind die Kosten überschaubar. Deutschland gibt in diesem Jahr insgesamt 1,4 Milliarden Euro für die Raumfahrt aus, davon 182 Millionen für die bemannte. Das sind etwas mehr als zwei Euro pro Kopf.

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