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Eine rote Ampel und Verkehrsschilder für "Sackgasse" und "absolutes Halteverbot" sind am 28.07.2015 in Osnabrück (Niedersachsen) vor einem Hinweis auf Universität und Fachochschule zu sehen.

© dpa

Turners Thesen: Nivellierung in der Bildung stoppen

Fachhochschulen und Universitäten forschen nicht auf Augenhöhe. Doch die Politik übernimmt die Nivellierungsnarrative all zu gerne, kritisiert unser Kolumnist.

Vor allem die SPD sei dafür verantwortlich, dass die Gymnasien „geschleift“ werden. Einheitslehrer und der Übergang erst nach Klasse 6 sowie die grundständigen Gymnasien mit Latein ab Klasse 5 seien geeignet, den Gymnasien das Aus zu besorgen.

So sieht es die CDU/CSU – und klingt dabei sehr harsch. Doch tatsächlich ist in Bundesländern, in denen einzelne solcher Maßnahmen oder womöglich alle gleichzeitig – als „Reformen“ deklariert – durchgeführt werden, der Scherbenhaufen zu besichtigen.

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Fehlurteile und falsche Darstellungen

An den Hochschulen allerdings will die Union offenbar nicht der SPD die Gleichschaltung mit anderen Einrichtungen überlassen. Hier mischt sie kräftig mit, wie derzeit in mehreren Bundesländern zu sehen ist.

So ist denn die krampfhafte Aussage, Universitäten und Fachhochschulen seien gleichwertig, politisch wohlfeil, sachlich aber falsch. Unterschiede ergeben sich aus der Zusammensetzung des Lehrkörpers, den Aufgaben und auch den finanziellen Mitteln.

Die von FH-Repräsentanten in Selbstüberschätzung getätigte Aussage, man bewege sich in der Forschung mit den Universitäten „auf Augenhöhe“ entbehrt für das Gros der FH-Angehörigen jeglicher Grundlage. Wo bleiben die Rufe von FH-Professoren auf Lehrstühle an Universitäten?

[Wer mit unsrem Kolumnisten George Turner, Berliner Wissenschaftssenator a.D., diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de]

Solchen Fehlurteilen und falschen Darstellungen wird von den für die Hochschulen verantwortlichen Politikern nicht widersprochen; gelegentlich werden sie sogar aufgenommen und wiederholt. Das mag Opportunismus geschuldet sein oder als Versuch gewertet werden, Wählerstimmen zu gewinnen. Sachlich ist es nicht begründet und bedeutet eine Einebnung von gegebenen und auch erforderlichen Unterschieden.

Prestigedenken der Lehrenden

Es bedarf Hochschulen mit unterschiedlichen Aufgaben und Anforderungen. Diese Erkenntnis war bei der Gründung der Fachhochschulen eindeutig.

Das Prestigedenken der Lehrenden, zu einem guten Teil aus dem Mittelbau der Universitäten stammend, will das aus Statusgründen nicht wahrhaben. Das mag man bei den Betroffenen mit Nachsicht betrachten. Die aber ist unangebracht bei denjenigen, die politische Verantwortung tragen.

Viele Weichenstellungen in der Hochschulpolitik haben sich im Nachhinein als falsch erwiesen. Man denke nur an gesetzliche Regelungen, wie sie um das Jahr 1970 in Bremen, Berlin, Hamburg, Hessen und Niedersachsen auf Betreiben von Ministern von den Mehrheiten der Landesparlamente verabschiedet worden sind. Die Verantwortlichen sind längst vergessen, die negativen Folgen der Reformen teilweise immer noch spürbar.

Deshalb ist es wichtig, Fehlentwicklungen im Kern zu benennen und zu verhindern.

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