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Laufbahn in der Wissenschaft. Viele wissenschaftliche Mitarbeiter an der TU sagen, dass sie viel Zeit für Aufgaben in der Lehre aufbringen müssen.

© promo/Jacek Ruta/TU Berlin

Wissenschaftlicher Nachwuchs: Überlastet, aber überwiegend zufrieden

Die TU Berlin befragt ihre Nachwuchsforscher. Viele geben an, an Publikationen mitgearbeitet zu haben, ohne als Co-Autor erwähnt zu werden.

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Mit ihren Arbeits-und Forschungsbedingungen insgesamt zufrieden – aber durch zusätzliche Aufgaben in der Lehre und Verwaltung tendenziell überlastet: So lässt sich die Situation der wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Technischen Universität Berlin zusammenfassen. Die Befunde stammen aus einer Umfrage unter Doktoranden und Habilitanden der TU, die die Uni zum wiederholten Male durchgeführt hat. Die Ergebnisse wurden jetzt im Kuratorium der TU präsentiert.

Demnach sagen 84 Prozent der Befragten, sie hätten genug Freiraum bei der Bearbeitung ihres Themas. Allerdings hat der Betreuer bei einem Drittel nicht genügend Zeit für Fragen und Gespräche. Am zufriedensten sind Befragte, die eine schriftliche Betreuungsvereinbarung mit ihrer Professorin oder ihrem Professor geschlossen haben. Von den gut 2500 wissenschaftlichen Mitarbeitern der TU nahmen 25 Prozent an der Studie teil.

60 bis 80 Prozent der Befragten kritisieren, es koste sehr viel Zeit, Lehrveranstaltungen vor- und nachzubereiten und Seminararbeiten zu betreuen, was zu Lasten der eigenen Forschung gehe. Auch Verwaltungsaufgaben in Drittmittelprojekten werden als zeitraubend empfunden.

"Alarmierend" sei die Praxis, hieß es im Kuratorium

Erstaunen lösten unter den Kuratoriumsmitgliedern Zahlen zum Umgang mit der Autorenschaft von wissenschaftlichen Arbeiten aus. Zwanzig Prozent der Befragten gaben an, schon einmal an Aufsätzen mitgearbeitet zu haben, ohne dann auch als Co-Autor aufgeführt zu werden. Sogar 30 Prozent sagten, ihr Professor sei als Co-Autor bei einem Papier aufgetreten, dass sie erstellt hätten, ohne dass der Professor daran mitgeschrieben habe. Das sei „alarmierend“, sagte das Kuratoriumsmitglied Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft: Die Praxis widerspreche der Integrität von Wissenschaft. Auch Stephan Völker, Professor für Lichttechnik, zeigte sich „erschrocken“. Er gab aber zu bedenken, die Frage der Autorenschaft sei manchmal komplexer als sie scheine. Was passiere etwa, wenn ein Professor einem Doktoranden die entscheidenden Hinweise und Vorgaben zu einer Versuchsanordnung gebe: „Gehört er dann als Autor auf den Aufsatz mit den Ergebnissen rauf oder nicht?“ Auch der Studie zufolge wird eine solche „Ehrenautorschaft“ von Professoren nicht immer gegen den Willen von Doktoranden durchgesetzt.

TU-Präsident Christian Thomsen sagte, die Dekane von Fakultäten, an denen das besonders häufig vorkomme, seien bereits beauftragt worden, den Vorwürfen nachzugehen.

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