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Schädel eines Tarbosaurus, eines mongolischen Vorläufers des Tyrannosaurus rex.

© Darla Zelenitsky

Vom „Drachenprinz“ zum T. rex: Die Entwicklung einer Fressmaschine

Irgendwo in der Mongolei finden Paläontologen ein Dino-Skelett. Es entpuppt sich als ein seltener, kostbarer Hinweis auf die Entstehung des gefährlichsten Raubsauriers aller Zeiten, des Tyrannosaurus rex.

Von Franca Krull

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Der Tyrannosaurus rex ist wohl der bekannteste Dinosaurier überhaupt. Über seine Herkunft gibt es jetzt neue Erkenntnisse – durch Forschungen an einer anderen Dinosaurierart.

Für die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie untersuchte das Team um Jared Voris und Darla Zelenitsky von der Universität Calgary in Kanada zwei bereits in den 1970er Jahren in der Mongolei entdeckte Saurier-Skelette. Anhand detaillierter Analysen der Knochenform, -struktur und -größe sowie des Körperbaus können sie jetzt einer neuen Art zugeschrieben werden. Ihre Bezeichnung: Khankhuuluu mongoliensis

Asiatische Tyrannosaurier breiteten sich nach Nordamerika aus und brachten in der mittleren bis späten Kreidezeit Eutyrannosaurier hervor.

Jared Voris, Darla Zelenitsky, Universität Calgary

Der Name setzt sich aus dem mongolischen Wort für „Prinz“ (khankhuu) und jenem für „Drache“ (luu) zusammen, während der Artname „mongoliensis“ auf das Fundland verweist. 

Noch nicht viele Erkenntnisse 

Lange galt es als schwierig, mehr über diese Dinosauriergruppe zu erfahren, wie das Team erklärt: „Über die kleineren Tyrannosaurier aus der mittleren Kreidezeit war, wegen des geringen fossilen Materials, bisher nur wenig bekannt.“

Nun ist klar: Der „Neue“ ist laut Studie ein direkter Vorfahre großer Raubdinosaurier, wie etwa des Tyrannosaurus rex. Auch, wenn er ihm äußerlich kaum ähnelte: Vermutlich wog er „nur“ etwa 500 Kilogramm – ein ausgewachsener T. rex wohl 1000 bis 3500 Kilogramm. Und auch der Körperbau des „Drachenprinzen“ war anders: mittelgroß, schlank, mit langen Beinen. Sein Schädel war eher grazil und unterschied sich deutlich von dem massiven, tiefen Schädel der Tyrannosaurier. 

Gemeinsamkeiten trotz vieler Unterschiede

Aber: In den Details ähneln sich die beiden Arten dann doch. Dafür hat das Team um Jared Voris einen komplexen Datensatz erstellt: „Um die phylogenetischen Beziehungen zwischen den Sauriern zu bewerten, haben wir rund 370 Merkmale der Dinoskelette aufgelistet und verglichen“, so der Studienautor. Dabei stellten sie besonders zwischen Skeletten von jugendlichen T-Rexen und Khankhuuluu mongoliensis Gemeinsamkeiten fest. 

Ein neuentdeckter Tyrannoide: Der „Drachenprinz“ Khankhuuluu mongoliensis.

© JULIUS CSOTONYI

Auch bei der Entwicklung anderer Arten scheint der aus Asien stammende Drachenprinz ein wichtiger Vorläufer zu sein. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich asiatische Tyrannosaurier nach Nordamerika ausbreiteten und in der mittleren bis späten Kreidezeit Eutyrannosaurier hervorbrachten“, so die Studienautoren. 

T-Rex war ein Eutyrannosaurier 

Eutyrannosaurier sind eine Gruppe von großen Raubsauriern, zu denen unter anderem der T. rex zählt. „Eutyrannosaurier verbreiteten sich im heutigen Nordamerika über einen relativ kurzen Zeitraum (mehr als 15 Arten in 15 Millionen Jahren) und spielten wahrscheinlich eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung größerer und robusterer Arten“, schreiben die Forschenden weiter. 

Tyrannische Verwandtschaft: Tyrannosauroiden, der mongolische „Drachenprinz“ Khankhuuluu und ihre evolutionären Nachkommen.

© Masato Hattori

Die Identifikation des Khankhuuluu mongoliensis als Vorfahre und naher Verwandter verschiedener Dinosauriergruppen liefert auch Beispiele dafür, wie sich Lebewesen im Laufe der Zeit evolutionär entwickeln: Im Laufe der Jahrmillionen bildeten sich über eine längere Entwicklungsdauer und Lebenszeit der Saurier unterschiedliche Merkmale aus, wie etwa große, schwere oder andererseits grazile, schmale Körper.

Von kräftig bis grazil

Bei Tyrannosauriern zum Beispiel führte das Wachstum zu größeren Körpern mit robusten Schädeln und kräftigen Gliedmaßen. Dagegen behielt etwa die Saurier-Gruppe der Alioramini genau wie der Khankhuuluu einen grazilen Körperbau bis ins Erwachsenenalter, erklären die Paläontologen. 

Die Alioramini waren dadurch eher auf kleinere Beute spezialisiert, während die schwerfälligen Tyrannosaurier die Spitze der Nahrungskette dominierten. Diese evolutionäre Veränderung von Wachstumsprozessen half den Dinosauriern nebeneinander zu existieren und unterschiedliche Nischen zu besetzen. 

Die Ergebnisse der Studie werfen ein neues Licht auf die Biogeographie und Evolution von Dinosauriern in der späten Kreidezeit. Sie zeigen nicht nur komplexe Wanderungsmuster zwischen Asien und Nordamerika auf, sondern liefern auch Hinweise darauf, wie Umweltbedingungen kombiniert mit Entwicklungsmechanismen unterschiedliche Lebensformen hervorbringen. (dpa)

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